Frauen
"Frauengipfel" zur Frauenquote in Chefetagen gescheitert
31.03.11 - Zu einem wahrlich historischen "Frauengipfel" hatte gestern die Bundesregierung mit Familienministerin Kristina Schröder (CDU), Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) geladen. Gekommen waren die fast ausschließlich männlichen Personalchefs und Manager der 30 größten im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Konzerne. Kein Wunder, sind doch nur fünf von 187 Vorständen dieser so genannten DAX-Unternehmen Frauen. Bei diesem "Gipfel" sollte nun festgelegt werden, wie dieser Frauenanteil bis zu einer bestimmten "Frauenquote" erhöht werden könnte. Selbst die Massenmedien machen sich lustig über diesen Frauengipfel, der alle großartig angekündigten Stufenpläne zur Makulatur machte und nur heiße Luft erzeugt hat.
Im Januar plädierte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen für eine gesetzliche Frauenquote von 25 bis 30 Prozent. Das traf auf einhellige Ablehnung in den Chefetagen. Im Bemühen, die Chefs nicht zu verärgern, dachte sich Frauenministerin Kristina Schröder daraufhin eine wundersame "Flexi-Quote" aus: Die "gesetzliche Verpflichtung zur freiwilligen Selbstverpflichtung für Unternehmen". Aber selbst das war den Herren noch zu viel. Schröders Vier-Stufen-Plan zur Einführung flexibler Quoten für die einzelnen Unternehmer wurde rundweg abgelehnt.
Dabei sollte er als Zielvorgabe nur eine Verdreifachung der Frauenquote in den Führungsgremien bis 2020 bringen, also ihren Anteil von 3 auf 9 Prozent erhöhen. Stattdessen kündigten die Konzernherren an, sie würden bald "30 unternehmensspezifische Bekenntnisse" vorlegen, was für eine Frauenförderung sie in welchem Zeitraum anstreben.
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) verließ die Konferenz vorzeitig mit der tiefsinnigen Erkenntnis, er habe "einen kräftigen Schuss Optimismus" mitgenommen. Dies und die Haltung der DAX-Vorstände wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Denkweise in der Herrenriege des deutschen Monopolkapitals und ihrer Ministerkollegen, die bei öffentlichen Anlässen die Errungenschaften der "Gleichberechtigung" von Männern und Frauen in Deutschland loben.
Es ist berechtigt, wenn bürgerliche Frauen sich dagegen wehren, weil sie in der Entfaltung ihrer Fähigkeiten behindert werden. Insofern sind sie auch von der besonderen Unterdrückung der Frau betroffen, die Frauen aller Klassen und Schichten erfasst und sich geradezu grotesk in den männerbeherrschenden Spitzen des Finanz- und Monopolkapitals niederschlägt. Allerdings fragt sich, was für eine Frau so erstrebenswert sein soll, unbedingt zu diesem Kreis zu gehören und damit selbst führend an der Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen teilzuhaben? Frei nach Friedrich Engels gilt doch: Wer andere unterdrückt, kann selbst nicht frei sein.
Warum wird eigentlich von der Regierung seit Monaten besonders die "Frauenquote in den Führungsetagen der Wirtschaft" zu einem Dauerbrennerthema gemacht? Soll das ihr besonderer Beitrag zum 100. Internationalen Frauentags sein? Oder denken sie, dass das Humankapital Frau mehr gefördert werden soll, in der Hoffnung, dass unter Frauen vielleicht bessere Krisenbewältigerinnen wären als unter Männern? Was auch immer, das ist für die Gesellschaft doch nicht das Frauenproblem. Die eigentlichen Probleme der Masse der Frauen sehen anders aus:
Der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen liegt 24 Prozent unter dem der Männer. Zwei Drittel aller Frauen sind von Altersarmut bedroht. 87 Prozent aller niedrig bezahlten Teilzeitjobs entfallen auf Frauen. Der Großteil der allein erziehenden Mütter und ihre Kinder sind mit Hartz IV zur Armut verdammt. Frauen beziehen durchschnittlich nur die Hälfte der Rente der Männer. Es gibt viel zu wenig Kinderbetreuungsplätze, so dass die meisten Frauen wirtschaftlich gar nicht auf eigenen Füßen stehen können. Der allgegenwärtige Sexismus in Medien, Kultur und täglichem Leben degradiert vor allem die jungen Frauen zu Sexobjekten. Auf dieser Grundlage blühen Pornographie und Prostitution, die außerdem noch ein riesiges Geschäft sind.
Was bitte, tut die Bundesregierung gegen diese Situation der Frauen? Die Familien und besonders die Frauen werden immer mehr belastet. Die Pflege alter Menschen wird zunehmend auf die Familie verlagert. Ebenso die Gesundheitsversorgung. Eine gründliche Ausbildung der Kinder wird immer teurer. Gegenläufige Schichtpläne reißen Familien auseinander, in denen beide Partner arbeiten.
Die gesellschaftlichen Ursachen für die doppelte Ausbeutung und Unterdrückung der Frauen liegen im Kapitalismus selbst. "Das gesellschaftliche Leben ist vollständig dem gesellschaftlichen Prozess der Maximalprofit bringenden Produktion von Waren unterworfen, während die Organisierung des unmittelbaren Lebens der privaten Einzelfamilie auferlegt ist. Auf diesem Widerspruch beruht die gesellschaftliche Ungleichheit von Mann und Frau." (Programm der MLPD)
Deshalb: Stärkt die kämpferische Frauenbewegung! Für die Befreiung der Frau in einer sozialistischen Gesellschaft, in der jede Form von Ausbeutung und Unterdrückung beseitigt wird!