Umwelt

Fukushima: Mit verbrecherischen Lügen soll die Weltöffentlichkeit getäuscht werden

29.03.11 - Während die Betreibergesellschaft der Atomkraftwerke in Fukushima, Tepco, und die japanische Regierung ihre Desinformation über die Entwicklung der Atomkatastrophe von Fukushima systematisch fortsetzen, dringen weitere alarmierende Details an die Öffentlichkeit. So sind bereits wesentlich größere Mengen radioaktiven Fallouts auf Teile Japans niedergegangen. Das Gemüse in manchen Regionen enthält schon einen hohen Anteil des radioaktiven Isotops Jod.

Gemessen wurden an Blattgemüse rund 15.000 Becquerel, der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt bei 300 Becquerel. Dennoch behauptet Regierungssprecher Yukio Edano, "der Verzehr dieses Gemüses gefährde nicht die Gesundheit". Selbst der WHO-Grenzwert bedeutet Gefahr. Denn dieses radioaktive Jod kommt in der Natur nicht vor. Es wird über die Nahrungskette angereichert und vor allem in der Schilddrüse eingebaut, wo es Krebs verursacht (weitere Fakten zur radioaktiven Belastung der Umgebung auf der Website der "Bürgerbewegung für Kryo-Recycling, Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz e.V.").

Die Regierung musste nun zugeben, dass sogar Plutonium-Spuren gefunden wurden, erst auf dem AKW-Gelände und jetzt sogar außerhalb. Auch hierzu wird wieder besseren Wissens behauptet, dies sei ungefährlich. Plutonium findet sich vor allem im Staub und wandert über die Atemwege in die Lunge und in die Knochen. Es ist das stärkste bekannte Gift und verliert erst in 24.000 Jahren die Hälfte seiner Radioaktivität. Selbst geringste Mengen (ein vierzigmilliardstel Gramm) können bei Menschen zum Tod führen.

Ein Verwirrspiel wird auch um den eingetretenen Grad einer Kernschmelze in einem oder mehrere Reaktoren betrieben. Ob sich eine Kernschmelze überhaupt stoppen lässt, wenn sie einmal in Gang gekommen ist, darüber gibt es unter den Wissenschaftlern auseinander gehende Meinungen. Sollte sie nicht mehr einzudämmen sein, droht eine weitere sprunghafte Verschärfung der Katastrophe, indem das gesamte radioaktive Material der betreffenden Reaktoren entweder über eine Explosion oder ein Durchschmelzen nach unten über ein weites Umfeld verteilt wird.

Aber auch dann, wenn das Abkühlen einer begonnenen Kernschmelze grundsätzlich möglich ist, ist völlig offen, wie das noch gelingen soll. Die Kühlsysteme der Reaktoren sind zerstört, die Kabelschächte mit radioaktivem Wasser überflutet und die Rettungskräfte müssen immer öfter abgezogen werden. Selbst Japans Regierungschef Naoto Kan hält die Lage in Fukushima für "unberechenbar". Es muss mit einer weltweiten Widerstandsbewegung durchgesetzt werden, dass sofort mit der Evakuierung von Millionen gefährdeter Menschen begonnen wird (siehe "rf-news"-Artikel vom 27.3.). 

Allen Ernstes prüfen die Energiekonzerne in Deutschland juristische Klagen gegen die vorübergehende Abschaltung von sieben älteren Atomkraftwerken. RWE-Chef Jürgen Großmann hatte die dreimonatige Stilllegung vor kurzem in einem Schreiben an Vertreter der Industrie als falsch bezeichnet. Das unterstreicht, dass auf ein Einsehen oder Einlenken der Monopole nicht gehofft werden darf.

Daran werden auch die von Bundeskanzlerin Merkel angekündigten Sicherheitsüberprüfungen, Kommissionen und "vielerlei Gespräche" nichts ändern. Sie dienen nur dazu, den wachsenden Widerstand wieder einzuschläfern. Notwendig ist statt dessen seine Verbreiterung, internationale Koordinierung und Weiterentwicklung - unter anderem durch politische Streiks und andere entschiedene Widerstandsformen.