Umwelt
Hohe Radioaktivität im Atomlager Asse gemessen
17.04.11 - Im ehemaligen Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel, wo mindestens 126.000 Fässer mit Atommüll eingelagert sind, wurde am Donnerstag stark erhöhte radioaktive Strahlung von Cäsium 137 festgestellt. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) teilte mit, dass bei Proben in der Nähe des sogenannten Laugensumpfes vor einer von 12 Kammern in 750 Metern Tiefe eine Strahlung von 240.000 Becquerel pro Liter Wasser nachgewiesen wurde. Bereits im Dezember 2010 wurde bekannt, dass sich die Menge radioaktiver Flüssigkeit innerhalb von sechs Monaten verdoppelt hatte. Der jetzt gemessene Wert liegt 24 mal höher als die so genannte "Freigrenze".
Noch vor drei Jahren wurden ganz in der Nähe, ebenfalls in 750 Metern Tiefe, noch 90.000 Becquerel gemessen. Der Salzstock ist marode, täglich sickern 12.000 Liter Wasser durch das Gestein in den Salzstock. Die Fässer mit radioaktivem Müll zersetzen sich und im Bergwerk sammelt sich eine radioaktive Brühe an. Seit Jahren wird sowohl von den Behörden, wie auch vom ehemaligen Betreiber, dem Helmholtz-Zentrum, eine systematische Desinformationsstrategie betrieben. So wundert es nicht, dass am Samstag vom BfS sofort Entwarnung gegeben wurde. Es bestünde keine Gefahr für die Bevölkerung, und Probebohrungen könnten vorgenommen werden, um eine "Entsorgung" des Atommülls einzuleiten.
Genehmigt wurde das so genannte "Versuchs-Endlager" für schwach- und mittelaktiven Müll. Angeblich existiert über den zwischen 1967 und 1978 eingelagerten Atommüll kein Inventarverzeichnis. Es ist aber aufgeflogen, dass auch hoch radioaktiver Müll und Plutonium in unbekannten Mengen im Salzstock sind. Atommüll aus Kernkraftwerken wurde jahrelang über das Kernforschungszentrum Karlsruhe umgeleitet und dann als "Forschungsmüll" im "Versuchsendlager" Asse versenkt. In Karlsruhe wurden so mindestens 15.000 Fässer mit einem Betonmantel versehen, damit sie als "schwach radioaktiv" eingelagert werden können. Auf diese Weise hat man auch mindestens 28 Kilogramm Plutonium verschwinden lassen.
Umweltschützer rechnen damit, dass noch wesentlich mehr hoch radioaktiver Müll eingelagert ist. Entgegen der Annahmebestimmungen wurde auch flüssiger Abfall im Salzstock verklappt. Nun soll mit Probebohrungen begonnen werden, um die radioaktiven Fässer aus dem Salzstock zu bergen und im ehemaligen Erzbergwerk Schacht Konrad bis zu 300.000 Kubikmeter Atommüll einzulagern. Direkt unter der Stadt Salzgitter, gegen den Widerstand der Bevölkerung. Selbst wenn es gelingen sollte, die Fässer mit Atommüll zu bergen, können sie nirgends sicher entsorgt werden. Es gibt weltweit kein einziges, sicheres Endlager.
Alleine in den deutschen Kernkraftwerken fallen nach Angaben der Internationalen Atombehörde IAEA jährlich 450 Tonnen Atommüll an. 450 Tonnen, die noch mindestens eine Million Jahre lang strahlen. Kommen sie mit Luft, Wasser oder Boden in Berührung, verseuchen sie alles. Die Radioaktivität der jährlichen Rückstände aus den hiesigen AKW ist 40 Mal so hoch wie das, was bei der Katastrophe in Tschernobyl freigesetzt wurde. Weltweit sind das jedes Jahr 10.000 Tonnen Atommüll, jeden Tag über 27 Tonnen. Jeder Tag, an dem ein AKW betrieben wird, ist ein Verbrechen an Natur und Menschheit und zerstört die Lebensgrundlagen. Deshalb muss die sofortige Stilllegung aller AKW durch eine weltweite, kämpferische Widerstandsfront durchgesetzt werden.