Betrieb und Gewerkschaft
Charité-Kolleginnen ziehen Streikbilanz: "Wir sind viel selbstbewusster geworden"
27.05.11 - 23 Tage dauerte der Tarifkampf von Verdi bei den Krankenhäusern der Berliner Charité. Vom 2. bis 6. Mai wurde ein sehr erfolgreicher unbefristeter Streik parallel mit dem Streik der ausgegliederten Charité-Tochter CFM durchgeführt. Es gelang der Belegschaft, wichtige tarifliche Erfolge zu erkämpfen. Der Streik war monatelang vorbereitet worden, um dem Lohnraub des Berliner Senats seit 2003 mit einer Differenz von 300 Euro für Krankenschwestern zum üblichen Tarif wirksam zu begegnen.
In dem Streik entwickelten sich aber auch weitergehende Forderungen gegen die Spaltung der Belegschaft und die Privatisierungspolitik. Das drückte sich in der Losung "Kein Abschluss an der Charité ohne die CFM" aus. Dies wurde zu einer Gefahr für die Politik des Berliner Senats, deshalb wurde der Streik abgebrochen.
Am letzten Mittwoch hat Verdi mit einer Mitgliederbefragung den Arbeitskampf der Charité-Kolleginnen und -Kollegen beendet. Für die Annahme des Verhandlungsergebnis gab es nach einer zweiwöchigen Zermürbungstaktik 75 Prozent der abgegebenen Stimmen. Noch am 16. Mai lehnten 66 Prozent auf den Verdi-Mitgliederversammlungen das Ergebnis ab und stimmten für Wiederaufnahme des Streik.
Die Verdi-Führung setzte sich über diese Entscheidung hinweg, weil sie längst entschieden hatte, sich dem Diktat des Berliner Senats und der Charité-Leitung zu beugen. Im Zentrum der Kritik der Mitglieder steht weiterhin die Tariflaufzeit bis Januar 2017 und dass es keinen gemeinsamen Abschluss mit der CFM gibt.
Auf der gestrigen Veranstaltung der MLPD Berlin berichteten Kolleginnen stolz aus ihren Streikerfahrungen: "Wir sind viel selbstbewusster geworden, haben die Kraft der Einheit als Belegschaft gespürt." Die Entschlossenheit in den Streiktagen wuchs von Tag zu Tag. So sagten Kolleginnen aus der Pflege in Steglitz auf die Drohung, den Standort zu schließen abgeklärt: "Damit drohen sie uns schon seit 15 Jahren. Wir kämpfen jetzt bis zum Schluss gegen die weitere Spaltung der Belegschaft."
Andrew Schlüter, Landesvorsitzende der MLPD Nord-Ost, beglückwünschte die Belegschaft der Charité und CFM zu diesem Streik: "Dieser Streik hat eine bedeutende auch bundesweite Bedeutung, weil er sich bewusst gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Belegschaften und gegen die Politik der Spaltung und Privatisierung gerichtet hat."