Umwelt
160.000 Menschen demonstrieren für die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke
28.05.11 - In über 20 deutschen Städten fanden und finden am heutigen Samstag, dem 28. Mai, machtvolle Demonstrationen für die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke statt. Nach Angaben der Anti-AKW-Plattform "ausgestrahlt" trugen insgesamt 160.000 Menschen ihre Gegnerschaft zur Atompolitik der Bundesregierung und der Energiekonzerne auf die Straße. Zu den Demonstrationen in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Kiel, Bremen, Hannover, Göttingen, München, Fürth, Landshut, Mannheim, Freiburg, Ulm, Bonn, Münster, Essen, Mainz, Dresden, Magdeburg, Güstrow und Erfurt hatten unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt", die NaturFreunde Deutschland, die IG Metall und zahlreiche Parteien und Initativen, darunter die MLPD, aufgerufen. Die größten Demonstrationen fanden in Berlin und in München statt.
Die Demonstrationen in Deutschland sind ein deutliches Signal dafür, dass die Bevölkerung der angeblichen Kehrtwende der Bundesregierung in der Atompolitik wenig Glauben schenkt. "Ich bin sicher, Frau Merkel fällt doch wieder um", sagte z.B. eine ältere Demonstrantin in München im Gespräch mit "rf-news". "Wie sie jetzt still und heimlich die Brennelementesteuer abschaffen will. Wenn die Herren von den Energiekonzernen pfeifen, dann folgt die Bundeskanzlerin. Und unsere Kinder sollen dafür bezahlen, vielleicht mit ihrer Gesundheit, dass diese Herren ihr Luxusleben weiterführen können."
Der Aufruf zur Demonstration stellte sich den Empfehlungen der Ethik-Kommission entgegen und forderte ausdrücklich eine sofortige Stilllegung der AKWs. Die Stromerzeugung der Atomkraftwerke kann aus den vorhandenen riesigen Überkapazitäten gedeckt werden, kein Licht wird ausgehen, kein Atomstrom aus Frankreich muss importiert werden. Dass der Atomausstieg angeblich unbezahlbar sei, ist eine Legende. Er kann ebenso problemlos mit den bisherigen Gewinnen der AKW-Betreiber finanziert werden. Jeder Tag längere AKW-Laufzeit jedoch bringt tödliche Gefahr für Millionen Menschen, Tonnen neuen Atommülls, der jetzt schon zu einem nicht beherrschbaren Problem für Generationen geworden ist.
Aus Berlin berichtet ein Korrespondent an "rf-news": "25.000 Menschen haben an der Demonstration teilgenommen. Es wurden dutzende Broschüren gegen Spende verbreitet, zahlreiche Exemplare der 'Roten Fahne' und das Buch 'Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution' verkauft. Die MLPD war mit einem toll geschmückten Fahradbücheranhängerwagen sichtbar. … Sehr gut kam die neue Fahne zum sofortigen Stilllegen der AKWs weltweit an. In den Gesprächen traf der internationale Widerstand auf große Unterstützung, es wirkt aber auch noch eine große Skepsis, wie dies durchgesetzt werden kann. 10 Jugendliche wollen bei der rebellischen Widerstandsgruppe mitmachen, die sich immer montags um 17 Uhr auf dem Alex an der Weltzeituhr trifft."
Aus Mannheim wird berichtet: "Es kamen etwa 6.000 bis 8.000 Atomkraftgegner zusammen, um für den sofortigen Atomausstieg zu demonstrieren. Mehrere Redner betonten zu Beginn der Demo die Notwendigkeit des sofortigen Atomausstiegs und nicht erst in ein paar Jahren. Dies war wohl auch der Grund, warum Grüne und SPD kaum in Erscheinung traten. Der Demonstrationszug vom Hauptbahnhof zum Messplatz war beeindruckend und optimistisch."
"Immer wieder", so eine Erfahrung bei der Demo in München, "begegnete uns das Argument 'Die deutschen AKWs machen ja nur 4 Prozent der sich weltweit in Betrieb befindlichen Meiler aus'. Das stimmt, und deshalb kommt der von der ICOR beschlossenen einjährigen Kampagne zum Aufbau einer weltweiten Widerstandsfront zur Stilllegung aller AKWS - sofort! - weltweit!, der sich inzwischen auch der ILPS angeschlossen hat, so große Bedeutung zu."
Die Lebensgrundlagen der Menschheit müssen im weltweit koordinierten aktiven Widerstand gegen die Profitgier der internationalen Monopole und gegen ihre Regierungen und Institutionen verteidigt werden. Das unterstreicht die kaltschnäuzige Verlautbarung des gerade zu Ende gegangenen G8-Gipfels, ungebremst am weltweiten Ausbau des Atomprogramms festhalten zu wollen.