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15. Internationales Pfingstjugendtreffen mit über 150 Programmpunkten in vollem Gang
11.06.11 - Nach einer begeisternden Zukunftsdemonstration in der Essener Innenstadt, an der zahlreiche Jugendliche teilnahmen, wurde heute das 15. Internationale Pfingstjugendtreffen eröffnet. 150 verschiedene Programmpunkte gibt es dieses Mal auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen (siehe www.pfingstjugendtreffen.de). Weitere Highlights warten auf Kurzentschlossene: heute Abend der Abschluss des Songcontests, am Sonntag bei angekündigtem strahlenden Sonnenschein die Fortsetzung des Fußballturniers, die "Spiele ohne Grenzen", die Veranstaltung "Proletarischer Internationalismus im 21. Jahrhunderts" und ein internationalistisches Open-Air-Abschlussfest.
Die Zukunftsdemo fand erstmals in Essen statt und war dieses Mal eine wirkliche Jugenddemonstration mit ganzen Jugendcliquen aus verschiedenen Orten, ihren selbst gemachten Schildern und Transparenten und kämpferischer Jugendkultur. Sie setzten sich ein für die Stilllegung aller AKWs, gegen Leiharbeit und für die Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, forderten das Verbot aller faschistischen Parteien. Mehrere Transparente traten auch für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung in einer sozialistischen Zukunft ein.
Rund 1.800 Teilnehmer versammelten sich um 10 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz. Sie wurden begrüßt von dem Essener Ratsmitglied Dietrich Keil vom überparteilichen Personenwahlbündnis "Essen steht auf". Anschließend zogen die Teilnehmer mitten durch die Innenstadt auf einer Route, die auch über die Fußgängerzone in der Kettwiger Straße führte.
Das war seit zehn Jahren wieder die erste Demonstration durch diese zentrale Einkaufsstraße. Sie war gegen die ursprüngliche Weigerung der Polizei erkämpft und vom Verwaltungsgericht zugelassen worden. Viele Passanten beobachteten aufmerksam den Zug und etliche meinten mit Respekt gegenüber "rf-news", dass der Name "Zukunftsdemonstration" sehr passend für unsere Zeit ist.
Montagsdemonstrationen aus Ost- und Westdeutschland zogen mit, Arbeiterdelegationen aus der Automobil- und Stahlindustrie, dem Bergbau, Gewerkschaftmitglieder der IG Metall, von Verdi usw., Mitglieder des Frauenverbands Courage, der Migratenorgensationen Bir-Kar und Neue Demokratische Jugend, von der MLPD und ihrem Jugendverband REBELL mit der Kinderorganisation ROTFÜCHSE, aber auch Repräsentanten anderer Parteien innerhalb der ICOR ("Internationale Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen").
Unter den vorwiegend jungen Rednerinnen und Rednern der Abschlusskundgebung waren internationale Gäste wie Pedro, ein jugendlicher Besetzer des Catalunya-Platzes aus Barcelona sowie Christian Preuß von der Linkspartei aus Sprockhövel. Ein in Köln lebender Japaner stellte sich als "Samurai" gegen die Atomkraft vor, der seit Fukushima aktiv dagegen einsetzt. Gabi Gärtner sprach im Namen der MLPD und nahm Bezug auf die Jugenddemonstrationen in Spanien und Griechenland. Sie wandte sich an die jugendlichen Teilnehmer und rief ihnen zu: "Empört auch, aber organisiert euch auch!"
Im Namen der Internationalen Koordinierungskomitees (ICC) der ICOR sprach der Genosse Mayobanex Muses von der PC/ML Dominikanische Republik. Er betonte, dass die Jugend aus der Geschichte lernen müsse, damit "ihr die Gegenwart gestaltet". So endete nach zwei Liedern des fortschrittlichen amerikanischen Rocksängers Mike Stout eine lebendige, bunte und optimistische Zukunftsdemonstration.
Um 14 Uhr eröffneten Gitta und Lena vom Zentralen Koordinierungsausschuss das 15. Internationale Pfingstjugendtreffen auf der Hauptbühne der Trabrennbahn in Gelsenkirchen Nienhausen. Sie begrüßten die Teilnehmer, darunter Delegationen aus 16 Ländern und kündigten ein vielseitiges Programm an, das allein über 50 Aktivitäten für Kinder enthält.
Ins Auge sticht dieses Jahr eine sehr große Vielfalt an Aktivitäten und Programmpunkten. Mitten auf dem Platz sieht man begeisterte Kinder auf Ponys reiten. Wenige Schritte weiter werden riesige Seifenblasen in die Luft losgelassen. Schon wenige Stunden nach Beginn sind im Rahmen eines Wettbewerbs auf einer Leinwand tolle Graffitis entstanden. Darauf ist unter anderem zu lesen "Jugend in Aufruhr" oder "Alle AKWs stilllegen - sofort!"
Milchbauern aus Nordrhein-Westfalen werben für "Die faire Milch" aus ihrer Region, die ohne Gentechnik und mit geringem Maisanteil im Futter produziert wird. Auf der kleinen Kulturbühne lief bereits der Vorentscheid für den Songcontest heute Abend, acht Musikerinnen und Bands werden sich dem Urteil des Publikums stellen. Was beim Vorentscheid präsentiert wurde, lässt ein abwechslungsreiches Repertoire erwarten.
Im MLPD-Zelt berichteten in der Veranstaltungsreihe "Meeting with the revolutionaries of the world" Vertreter aus Marokko, der Ukraine, der Dominikanischen Republik und Peru über die Probleme und Kämpfe in ihren Ländern. Im "Treff International" erklingen afrikanische Rhythmen und der Geruch der Thüringer Rostbratwurst sowie anderer leckerer lokaler und internationaler Spezialitäten laden zum Verweilen ein.
Beim Widerstands-Plenum zur Stilllegung aller Atomkraftwerke weltweit waren über 200 Teilnehmer. Auf dem Podium saß Jasmin von der Filipino Youth Alliance in Netherlands (SAMAKA), Sarah Rissmann vom Vorstand der "Bürgerbewegung für Kryo-Recycling, Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz" sowie Pedro aus Spanien von der "Bewegung 15. Mai". Einen großen Applaus gab es dafür, dass er gerade noch rechtzeitig aus Madrid eingeflogen war.
Sofort bildete sich eine lange Schlange am Offenen Mikrofon. So erzählte Vanessa aus Gladbeck unter Beifall von der Schülerdemo, die sie am 15. Mai selbständig organisiert haben. Pedro aus Spanien berichtete, dass es in Spanien zehn AKWs gibt, das Neueste von 1988. Am meisten diskutiert wird in Spanien über die Endlagerstätten, gegen die es sehr viel Widerstand gibt. Jasmin von den Philippinen erklärte, wie die neue Regierung dort ein AKW, das direkt neben einem Vulkan errichtet wird, fertig bauen will, wogegen sich wachsender Protest im ganzen Land regt.
Ein großes Thema war in fast allen Beiträgen, dass es wichtig ist, diesen Widerstand international zu koordinieren. Jasmin sagte: "Das Atomproblem ist ein großes Problem, aber nur ein Teil des Problems. Wir müssen für ein anderes System kämpfen."
"rf-news" wird auch morgen wieder über das Pfingstjugendtreffen berichtet, legt aber allen Lesern - die dazu noch in der Lage sind - ans Herz, sich selbst ein Bild von diesem beeindruckenden Programm und der gesamten Atmosphäre auf der Gelsenkirchener Trabrennbahn zu machen.