Umwelt

Atomkraftwerk in den USA von Hochwasser geschädigt

Oberhausen (Korrespondenz), 21.06.11: Das Hochwasser des Missouri-River bedroht das Atomkraftwerk Fort Calhoun im US-Bundesstaat Nebraska. Nach Einschätzung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW ist es vorstellbar, dass das extreme Hochwasser aufgrund von Undichtigkeiten längst die "Kellerräume" des Atommeilers geflutet hat, in denen sich empfindliche Betriebs- und Sicherheitssysteme befinden. "Für Deutschland liegt die Aussage eines ehemaligen Siemens-Ingenieurs vor, wonach bei weitaus weniger dramatischen Hochwasserständen des Rhein regelmäßig Wasser in das Reaktorgebäude von Biblis eingedrungen ist", so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz.

Es ist daher möglich, dass die regulären Kühlsysteme in Fort Calhoun längst nicht mehr funktionieren und die Kühlung der Brennelemente über Notfallmaßnahmen erfolgt. Da der Reaktor seit April für Revisionsarbeiten abgeschaltet und die Nachzerfallswärme vergleichsweise gering ist, bleibt zu hoffen, dass der Unfall glimpflich verläuft. Selbst zwei Wochen nach Beginn des Vorfalls haben die US-amerikanischen Behörden die Öffentlichkeit nicht entsprechend informiert.

Henrik Paulitz: "Jenseits der erforderlichen Kühlung der Brennelemente stellt sich aber die Frage, ob es aufgrund von zu unterstellenden Undichtigkeiten zum Kontakt zwischen kontaminiertem Kühlwasser und dem Flusswasser gekommen ist oder noch kommen wird. Man kann nicht ausschließen, dass es zu radioaktiven Freisetzungen in den Missouri kommt. Da der Pegel des Missouri noch weiter ansteigen soll und weitere Dammbrüche möglich sind, könnte die Lage noch weiter eskalieren."

Mittlerweile ist mindestens ein weiteres Atomkraftwerk, das AKW Cooper bei Brownville, ebenfalls von den steigenden Fluten des Missouri bedroht.