Umwelt

Dramatische Entwicklung in den Weltmeeren

25.06.11 - „Wenn wir nicht jetzt handeln, riskieren wir, dass unsere Aktivitäten zum nächsten weltweiten Artensterben in den Meeren führen durch die Kombination der Folgen der Klimaveränderung, der Überfischung und Verschmutzung“. Zu dieser Schlussfolgerung kommt ein Bericht führender internationaler Wissenschaftler des „International Programme on the State of the Ocean (IPSO) - Internationales Programm zur Lage der Ozeane“ in Zusammenarbeit mit „International Union for Conservation of Nature (IUCN) – Internationaler Verband zur Bewahrung der Natur“, der am Dienstag in Oxford der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Experten stellten fest, dass ein solches Zusammentreffen mehrerer schwerwiegender Stressfaktoren allen fünf weltweiten Massensterben der letzten 600 Millionen Jahre vorausgegangen war.

In der Zusammenfassung des Berichts heißt es: „Nach zwei Tagen mit Vorträgen, Diskussionen und Debatten schlussfolgerten die Teilnehmer, dass wir nicht nur bereits verschiedene Bestandsgefährdungen bei vielen Arten … beobachten und ein bisher nicht dagewesenes Sterben regionaler Lebensräume (z.B. Mangroven und Seegraswiesen); sondern wir stehen vor dem Verlust mariner Arten und ganzer Meeres-Ökosysteme wie z.B. der Korallenriffs innerhalb einer einzigen Generation.“ Viele negative Veränderungen würden schneller ablaufen als vorhergesehen und viele würden sich noch beschleunigen. Die kumulative Wirkung verschiedener Faktoren, ihre negativen Synergie-Effekte seien größer als bisher angenommen – sie würden sich gegenseitig verstärken und beschleunigen oder auch einzelne Gegenmmaßnahmen unwirksam machen.

In seinem Vortrag bei dem Treffen befasste sich Professor Dr. Jelle Bijma vom Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung genauer mit dem „tödlichen Trio“ aus globaler Erwärmung, Versauerung und Sauerstoffmangel: „Tatsächlich ist eine solche Störung des Kohlenstoffkreislaufs wie jetzt noch nie dagewesen in der Erdgeschichte im Hinblick auf Ausmaß und Geschwindigkeit der Veränderung. Die Versauerung entwickelt sich schneller als in den letzten 55 Millionen Jahren und dazu kommen die menschengemachten Stressfaktoren von Überfischung und Verschmutzung, die die Belastbarkeit der Ozeane unterminieren.“ Prof. Bijma zeigte sich überzeugt, dass durch diese Entwicklung dramatische Folgen auf die Menschheit zukommen: „Es ist schwierig, vorherzusagen, wie unsere Gesellschaft davon betroffen sein wird, aber in meinen Augen wird das die dramatischste Herausforderung werden seit 200.000 Jahren für … den Homo Sapiens … Wir müssen den Druck durch sämtliche Stressfaktoren reduzieren, vor allem die CO2-Emissionen.“ Neben der sofortigen Reduzierung der CO2-Emissionen fordern die Wissenschaftler ein weltweites Netz von Meeresschutzgebieten und Maßnahmen gegen die Verschmutzung der Meere sowie eine strenger regulierte Fischerei, um marine Ökosysteme wieder herzustellen. Auch die Förderung von Öl, Gas und Mineralien müsse vermieden oder wenigstens streng reguliert werden.

Es ist sehr zu begrüßen, dass diese Wissenschaftler so ungeschminkt den dramatischen Zustand der Meere und ihre Befürchtungen über eine verheerende Weiterentwicklung an die Öffentlichkeit bringen. Weltweit gibt es inzwischen zahlreiche Forschungsergebnisse – soweit sie nicht den Profitinteressen des internationalen Finanzkapitals unterworfen und entsprechend „geschönt“ sind – die den Übergang in eine weltweite Umweltkatastrophe belegen. Und dennoch – die Herrschenden machen gerade so weiter, bar jeder Vernunft und jeder Verantwortung für die Zukunft der Menschheit. Warum das so ist? In dem Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ von Stefan Engel wird das genau analysiert. Es kommt zum Schluss, „dass kapitalistische Produktion und Konsumtion nur noch auf der Grundlage chronischer krisenhafter Zerstörung der Umwelt funktionieren. Damit hat die Entwicklung des Kapitalismus einen Punkt erreicht, an dem er unvereinbar wird mit dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit.“ (S. 190) Deshalb muss der entschiedene, weltweite Kampf für konkrete Forderungen zum Erhalt der Umwelt verbunden werden mit dem Kampf für eine sozialistische Gesellschaft, in der der Mensch im Mittelpunkt steht!