Kultur
"Extraschicht": Fantastische Verbindung von Industrie und Kultur
Bottrop (Korrespondenz), 11.07.11: Die großartige Industrielandschaft im Ruhrgebiet erweist sich seit Jahren auch als Veranstaltungsort für kulturelle Highlights. Davon konnte man sich am vergangenen Samstag überzeugen. Bei der Veranstaltung "Extraschicht" wurden über 40 Industriestandorte im ganzen "Pütt" zu einer einzigen fantastischen Kulturmeile. Nach Angaben des Veranstalters ließen sich über 200.000 Menschen dieses Spektakel nicht entgehen.
So wurden im Bottroper BernePark, in dem über 40 Jahre Abwässer geklärt wurden, die beiden Naturgewalten Feuer und Wasser lebendig. Rund um die mit Wasser gefüllten Becken schuf das Feuertanztheater "firedancer" mit ihrer nächtlichen Flammenshow ein Feuerwerk für die Augen. In perfektem Kontrast dazu stand die mystische Klanginszenierung"dass Kultur und Industrieanlagen so gut zueinander passen, hätte ich nicht gedacht. Führungen durch das ehemalige Maschinenhaus, wurden von Schauspielern in den Rollen des Klärmeisters, einer Biologin und eines Ingenieurs begleitet. Dazu wurde die Show "Firedrums" inszeniert, in deren Rahmen die "firedancers" mit brennenden Drumsticks auf in Flammen stehenden Ölfässern musizierten.
Festivalatmosphäre war auch am Duisburger Innenhafen geboten. Hier begeisterten Bands wie "A SOLAS SIN MI", "NIKOLA MATERNE & BOSSANOIR", die "SUGARPOPS", "LUKA" und viele mehr mit Jazz, Blues, Soul und anderer Musik. Die Besucher zeigten sich sehr angetan: "Das ist ganz klasse hier. Ich bin richtig froh dass ich her gekommen bin", oder "dass Kultur und Industrieanlagen so gut zueinander passen, hätte ich nicht gedacht. Ich finde das hier einfach fantastisch", waren Statements, die man an diesem Abend mehrfach hören konnte. Einen würdigen Ausklang fand die tolle Nacht mit einem Feuerwerk der Sonderklasse.
Schwerindustrie und Kultur Hand in Hand. Leider ließen die Veranstaltungen in ihrer Gesamtinszenierung vergessen, dass aktuell Berg- und Stahlarbeiter um ihre Arbeitsplätze kämpfen müssen und sich 20.000 Kumpel nicht abfinden dürfen, dass der Steinkohlebergbau bis 2018 liquidiert werden soll. Mancher Arbeiter hat am Samstag seinen Arbeitsplatz und dessen Bedeutung für Vergangenheit und Zukunft des Reviers mit ganz anderen Augen zu sehen bekommen. Der "Kohlenpott" hat, ein Jahr nach der Kulturhauptstadt, erneut gezeigt, wie faszinierend er ist.