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Ernteaussichten - trüb wie das Wetter
31.07.11 - Für die meisten Landwirte in Deutschland sind die Aussichten im wahrsten Sinne des Wortes trüb. Nachdem die lange Trockenheit im Frühjahr zu mehr oder weniger starken Ertragsverlusten geführt hat, müssen sie nun ihre Ernte vom Feld stehlen. Der ständige Regen in fast allen Regionen Deutschlands droht jetzt die Qualitäten zu verderben. Statt Brotweizen wird es dann unter Umständen nur Futterweizen mit Preisabschlägen. Evtl. muss das Getreide noch getrocknet werden mit entsprechenden Kosten. Da die Getreideernte durch die ständigen Regenfälle immer noch am Anfang steht, lassen sich noch keine präzisen Aussagen machen.
Ein kleiner Trost für die Bauern sind die etwas höheren Erzeugerpreise (+10 Prozent bei Getreide), die allerdings die Verluste beim Mengenertrag wahrscheinlich nicht ausgleichen können. Sie bewegen sich bei Raps und Wintergerste nach den ersten Erntemengen um die 20 Prozent, können aber auch bis zu 50 Prozent betragen, z.B. bei Raps auf sandigen Böden. Die weitere Entwicklung der weltweiten Preise für Agrarrohstoffe – daran orientieren sich die Erzeugerpreise für die Landwirte - ist noch schwer abzusehen.
Die Welternährungsorganisation FAO (Food and Agriculture Organisation) veröffentlicht regelmäßig Preisindizes, so auch zu den Getreidepreisen. Der Index lag im Jahr 2008, dem Jahr der Hungeraufstände, bei 238. Er lag im Juni 2010 bei 151 und im Juni 2011 bei 259 (im April 2011 bei 265, im Mai 2011 bei 261). Das heißt, er sinkt seit zwei Monaten leicht, liegt aber nach wie vor auf deutlich höherem Niveau als 2008! Die leichte Senkung der Getreidepreise bringt für viele vom Hunger betroffene Länder, die in den letzten Jahrzehnten abhängig gemacht wurden für Nahrungsmittel- und Getreideeinfuhren der Imperialisten, keinerlei Entlastung, denn die Weltgetreidepreise sind nach wie vor auf Rekordniveau.
Die FAO geht in ihrer Mengenprognose für die Weltgetreideernte von einer Steigerung um 3,3 Prozent aus. Rückgänge in den USA (-8 Prozent) und Europa (-2 Prozent) werden durch deutlich höhere Erträge in Russland, der Ukraine und Kasachstan (+24 Prozent) ausgeglichen. Diese Länder waren im letzten Jahr durch die katastrophalen Brände als Exporteure mehr oder weniger ausgefallen. Sie melden in diesem Jahr wieder normale Erträge.
Das geringe weltweite Plus von 5 Millionen Tonnen zwischen Produktion und Verbrauch (Weltgetreideproduktion 2.313 Millionen Tonnen zu Weltverbrauch von 2.308 Millionen Tonnen) ist zwar positiv, aber gleichzeitig nur ein geringes Polster. Es kann sich sehr schnell auch wieder in ein Minus verändern, je nach tatsächlichen Erntemengen, je nach Wetterkatastrophen oder je nach den Getreidemengen, die zu "Bio"-Sprit verarbeitet werden.