International
500.000 Bergarbeiter streiken auf allen Kontinenten
02.08.11 - Über 500.000 Bergleute in allen fünf Kontinenten waren oder sind gegenwärtig in Arbeitskämpfen. In Südafrika streiken 400.000 Bergleute im Kohle-, Diamant- und Goldbergbau (der seit mehreren Jahren größte Streik im Bergbau). Mit dem Streik will die Gewerkschaft der Bergarbeiter "NUM" Lohnerhöhungen von 14 Prozent in den Kohlegruben und 15 Prozent in den Diamanten- und Goldminen durchsetzen. Auf jeden Fall aber einen Mindestlohn von 5.500 Rand (ca. 600 Euro).
"Die NUM nimmt die Arroganz insbesondere des Diamantengiganten De Beers und der Goldfirma Harmony Gold zur Kenntnis und warnt sie, dass Hochmut vor dem Fall kommt und dass Gold und Diamanten zusammen mit ihrer Arroganz ihren Glanz verlieren werden", so der NUM-Sprecher Lesiba Seshoka. Der Gewerkschafter verweist auf eine Inflationsrate von 4,6 Prozent und eine Preiserhöhung des staatlichen Stromriesen Eskom von 31 Prozent. Ein zweiwöchiger Streik im Treibstoffsektor, der viele Tankstellen in Gauteng und KwaZulu-Natal zur Schließung zwang, endete bereits mit Lohnerhöhungen von 8,5 bis 10 Prozent.
In Chile steht die Belegschaft der größten Kupfermine der Welt, Escondida, die vor allem für China produziert, seit 12 Tagen im Streik. 17.000 Bergarbeiter der chilenischen Nationalen Kupfergesellschaft (CODELCO) wollen eine mögliche Privatisierung dieses Kupferbergbaus verhindern. Zusätzlich verlangen die Streikenden eine vollständige Verstaatlichung des Kupferbergbaus. Damit erinnern sie an den 40. Jahrestag einer entsprechenden Maßnahme unter der Regierung des Präsidenten der damaligen antiimperialistischen Volksfrontregierung, Salvador Allende.
Dessen Nationalisierung der Kupfergewinnung war nach dem von den USA veranlassten blutigen Militärputsch am 11. September 1973 wieder rückgängig gemacht worden. Heute ist nicht einmal ein Drittel der chilenischen Kupferindustrie in öffentlicher Hand. Allein an fünf Streiktagen sollen in Escondida rund 15.000 Tonnen Kupferproduktion verloren gegangen sein - im Wert von 150 Mio. Dollar. Der Streikschaden für den Minenbetreiber wird auf rund 21 Millionen Euro pro Tag geschätzt. Mehrheitseigentümer ist der australische Bergbaukonzern BHP Billiton.
Die Gewerkschaft fordert zusätzlich angesichts der Riesenprofite des Bergbaukonzerns eine Erhöhung des Jahresbonus von 6.000 auf 10.800 Dollar pro Arbeiter. Der Streik nimmt an Schärfe zu, da 7.000 Leiharbeiter ankündigten, sich dem Kampf anzuschließen. An den Demonstrationen in der Hauptstadt Santiago de Chile beteiligen sich auch die Lehrergewerkschaften und Studentenverbände, die seit Wochen im ganzen Land gegen die schlechten Bedingungen im Bildungswesen kämpfen.
Auch in Australien streikten die Bergleute mehrerer Minen von BHP Billiton.
Über Streiks in Kasachstan berichtet die Homepage der "International Coalminers" am 25. Juli: "Am 10. Mai begannen Öl- und Gasarbeiter in dem zentralasiatischen Staat Kasachstan mit einem Streik für höhere Löhne. Die Medien in Kasachstan haben sich darauf verständigt, nicht über den Streik zu berichten. Doch was mit wenigen Hundert Leuten begann, entwickelte sich zur härtesten Auseinandersetzung mit der Regierung in den letzten zehn Jahren. Nach der Verhaftung von Natalya Sokolova, einer Rechtsanwältin der Gewerkschaft, wuchs die Beteiligung auf mehrere Tausend an. Der Streik vor allem im Westen Kasachstans dauert immer noch an."
In Indonesien setzten 8.000 Arbeiter der größten Goldmine der Welt ihre Forderungen nach Lohnerhöhung nach 12 Tagen Streik durch. Das internationale Bergbaumonopol Freeport-McMoRan zahlte in der Grasberg-Mine Hungerlöhne von 1,80 Dollar je Stunde (ca. 1,30 Euro). Gewerkschafter Simon Windesi dazu: "Das ist ein Zehntel dessen, was die Firma Arbeitern in anderen Ländern zahlt, und das bei der Mine, die Freeport die größten Gewinne bei den niedrigsten Kosten beschert." Vor dem Streik hatten die Arbeiter im Internet recherchiert, wie die Bezahlung in anderen Minen des Konzerns aussieht.
Es ist eine bedeutsame Entwicklung, dass weltweit zunehmend die Arbeiterklasse als führende Kraft in Erscheinung tritt, wobei die Bergarbeiter eine wesentliche Rolle spielen. Das Bewusstsein über den notwendigen internationalen Zusammenschluss muss gestärkt werden. Hier gibt es Informationen über die nächste Internationale Bergarbeiterkonferenz.