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Internationale Börsenkrise

Internationale Börsenkrise
Ratlose Börsianer (Handy-Foto vom US-Fernsehen)

05.08.11 - Der Dow-Jones-Index in New York schloss gestern mit einem Absturz um 4,3 Prozent. Das ist der größte Einbruch seit Dezember 2008, nachdem die Weltwirtschafts- und Finanzkrise ausgebrochen war. Auch heute sanken die Aktienkurse in Deutschland und Japan; in den USA setzte sich der Absturz nach der Bekanntgabe neuer Arbeitsmarktzahlen zunächst nicht fort. Zwischenzeitlich hatte der DAX in acht Tagen bereits um 15 Prozent an Wert verloren. Auch die Börsenwerte in London und Paris büßten am Freitagmorgen jeweils drei Prozent an Wert ein.

Zuvor war schon der japanische Nikkei-Index gleich nach Eröffnung des Handels um 3,4 Prozent eingebrochen, der Hang-Seng-Index in Hongkong um bis zu 4,8 Prozent und der Index der wichtigsten australischen Börse um knapp vier Prozent. Durch den weltweiten Rückgang der Börsenkurse seit Ende Juli wurden über fünf Billionen Dollar an Spekulationskapital vernichtet. Das entspricht etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung von Japan.

Auslöser der Panik an den internationalen Börsen ist offenbar ein Bündel von Faktoren, die bei den Spekulanten die Furcht vor einem erneuten Zusammenbruch des internationalen Wirtschafts- und Finanzsystems nähren. Die Tendenz zum Staatsbankrott grassiert, auch wenn die akute Zahlungsunfähigkeit der USA und von Griechenland abgewendet werden konnte. Schon steigen die Zinsen für italienische Staatsanleihen stark an, was erstmals zur drohenden Zahlungsunfähigkeit eines größeren Euro-Landes führt. Hektisch brachte EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso in einem Brief an die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Staaten eine erneute Aufstockung des 440 Milliarden Euro schweren Krisenfonds EFSF ins Gespräch, was die Börsenpanik nur noch verstärkte.

Der internationale Währungskrieg verschärft sich durch die Aufwertung des japanischen Yen und des Schweizer Franken, wozu die japanische und schweizerische Regierung Gegenmaßnahmen eingeleitet haben. Nicht zuletzt zeigen aktuell bekannt gewordene Zahlen einen Rückgang des Wirtschaftswachstums in den USA, China und verschiedenen EU-Ländern. Das US-Ausgabensenkungsprogramm in Höhe von 2,4 Billionen Dollar wird die Binnennachfrage noch weiter untergraben.

Die private und staatliche Spekulation gerät in immer heftigeren Widerspruch zur anhaltenden Weltwirtschaftskrise. Die Börsenkrise könnte auf die Banken übergreifen und zum Auslöser eines neuen Krisenabschwungs werden. Im Buch "Götterdämmerung über der 'neuen Weltordnung'" heißt es zu Auswirkungen von Börsenkrisen:

"Börsenkrisen engen die Absatzmärkte zusätzlich ein und bringen die Neuorganisation der internationalen Produktion ins Stocken:
- Sie ruinieren kleinbürgerliche Existenzen, schränken die verfügbaren Einkommen der Arbeiter, Angestellten und Rentner ein und
dämpfen so die Konsumnachfrage der Massen.
- Sie versperren kleineren Unternehmen den Zugang zu neuem Kapital und
vermindern so die Nachfrage nach Investitionsgütern.
- Sie
erschweren die Finanzierung von großen Fusionen und Übernahmen durch Aktientausch und den Schuldenabbau durch Verkauf von Beteiligungen oder Kapitalerhöhungen.
- Sie
schränken die Kapitalbasis der Banken ein, die nach wie vor große Aktienpakete halten, und veranlassen sie, Kredite vorsichtiger zu vergeben." (S. 440/441)

Das imperialistische Krisenmanagement steckt in einem Dilemma: Maßnahmen gegen die internationale Finanzkrise – wie Ausgabensenkungen – wirken negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung ein; Maßnahmen zur Belebung der wirtschaftlichen Entwicklung – wie schuldenfinanzierte Programme – verstärken die Finanzkrise.