Politik
"Atomausstieg sieht anders aus! Stilllegung sofort!"
14.08.11 - An diesem Wochenende fanden mehrere Aktivitäten für die Durchsetzung eines "wirklichen Atomausstiegs" statt: So begann in Gorleben eine Dauermahnwache, in mehreren Städten wie Stuttgart, Heilbronn und auch in Paris wurde beschlossen, immer am 11. des Monats zu demonstrieren. In Neckarwestheim bei Stuttgart protestierten mit der Forderung "Atomausstieg sieht anders aus! Stilllegung sofort!" rund 600 AKW-Gegner gegen die Laufzeitgarantie für Block II des dortigen AKW.
Regelrecht auffallend war für viele Teilnehmer jedoch, dass im Gegensatz zur Menschenkette vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg die Grünen anscheinend nicht mobilisiert hatten. "Die Wahlen sind ja jetzt vorbei", war folglich ein häufiger Kommentar dazu. Neckarwestheim ist eines von neun AKW, die bis Ende 2022 betrieben werden können, Verlängerung nicht ausgeschlossen! "Mit den übertragbaren Reststrommengen und den zugeteilten Strommengen ist somit ein ewig langer Weiterbetrieb möglich", prangert das Neckarwestheimer "anti-atom-info" an. Sogar der Block I ist inzwischen für den Reservebetrieb wieder im Gespräch.
Ein Korrespondent berichtet: "Einer der Redner bei der Abschlusskundgebung war Valentin Hollein, wissenschaftlicher Leiter von EUROSOLAR, einem gemeinnützigen Verein für die 100 prozentige Nutzung erneuerbarer Energien. Scharf kritisierte er die Perversion des Begriffs 'Energiewende', den Merkel tatsächlich zum forcierten Ausbau der Kohleverbrennung missbraucht. 'Eine Finte' nannte er das, letztendlich mit dem Ziel, eine Situation herbeizuführen, in der eine erneute Verlängerung der Laufzeiten der AKWs durchsetzbar ist. Er rief den Protestierenden zu: 'Wenn Merkel versucht, den Widerstand auszubremsen, dann müssen wir uns dagegen stellen!'"
"Nehmt ihnen die Welt aus der Hand, ehe sie verbrannt!" Diese Losung am offenen Mikrophon der MLPD bei der Demo am AKW Neckarwestheim regte eine intensive Auseinandersetzung um den revolutionäre Ausweg aus dem Kapitalismus an, der zunehmend die gesamte Existenz der Menschheit infrage stellt. Weltweit müssen die Millionen Atomgegner mit der Heuchelei einer angeblichen "Energiewende" fertig werden. Der Japaner Tomoyuki Takada von der Organisation "Atomfree - East-West" sagte auf der Kundgebung: "Fukushima bedeutet eine historische Zäsur in Japan: es gibt eine Zeit vor und eine Zeit nach Fukushima ... in der japanischen Bevölkerung steigt von Tag zu Tag der Widerwille gegen die Atomkraft." Er organisierte mit den Kundgebungsteilnehmern einen Sprechchor: "Dame, dame Genbaz!" ("Nein, nein AKW!")
Sein Schlussappell "Nicht locker lassen im Protest!" gilt unbedingt und weltweit, denn trotz Fukushima wollen die internationalen Energiemonopole weiterhin an der Atomkraft festhalten. Derzeit sind weltweit über 60 AKW in Bau und weitere 500 in Planung. In Saudi-Arabien sollen bis 2030 insgesamt 16 neue AKW entstehen. In Großbritannien wollen Regierung und Atomindustrie bis 2025 insgesamt 12 neue AKW bauen, um die Kraftwerke zu ersetzen, die bis dahin altersbedingt vom Netz gehen.
Unter der betrügerischen Bezeichnung "Flexblue" entwickelt der französische Rüstungs- und Werftkonzern DCNS Atomkraftwerke, die in 60 bis 100 Meter Tiefe auf dem Meeresboden installiert werden. In einem Stahlzylinder von 100 Meter Länge und 15 Meter Durchmesser, mit einer Leistung von 50 bis 200 Megawatt. So sollen in den nächsten 20 Jahren 200 kleine Atomkraftwerke unter Wasser gebaut werden. Das erste soll 2014 in Cherbourg in der Normandie entstehen und 2017 in Betrieb gehen.
Es ist ein verbrecherischer Plan, denn im Wasser breitet sich Radioaktivität noch schneller aus als in der Luft. Die sofortige weltweite Stillegung aller Atomanlagen erfordert den Aufbau einer internationalen aktiven Widerstandsfront. Die gemeinsam von den internationalen Organisationen ICOR und der ILPS beschlossene einjährige Kampagne für die sofortige und weltweite Stilllegung aller Atomkraftwerke ist dazu ein wichtiger Schritt.