Umwelt

Schlacht der Ölmonopole um die Arktis

01.09.11 - Der amerikanische Exxon-Konzern und der russische Staatskonzern Rosneft haben gestern ein milliardenschweres Abkommen unterzeichnet zur gemeinsamen Ausbeutung der in der russischen Arktis vermuteten riesigen Öl- und Erdgasvorkommen. Das Eis der Arktis taut immer schneller ab. Nach verschiedenen Studien soll sie schon in 30 Jahren so gut wie eisfrei sein. Dadurch werden Rohstoffe unter der Arktis zugänglich, die bislang wegen der starken Eisdecke unerreichbar waren. Während weltweit sich die Sorge und der Widerstand gegen die Klimakatastrophe entwickelt, reiben sich die internationalen Übermonopole die Hände.

Bis zu 22 Prozent der noch unerschlossenen Öl- und Gasvorräte dieser Welt sollen in der Arktis liegen. Vor allem vor den Küsten der Polarstaaten Russland, USA, Kanada, Dänemark und Norwegen wollen die internationalen Energiekonzerne deshalb mit aufwändiger Offshore-Technik das Öl und Gas vom Meeresgrund fördern. Mit dem Abkommen erhält Exxon Zugriff auf einen wichtigen Teil der letzten unerschlossenen Öl- und Gas-Vorräte der Welt. Zunächst geht es um ein 3,2-Milliarden-Dollar-Geschäft im Schwarzen Meer und in der Arktis. Der US-Konzern verdrängte damit den britischen Rivalen BP, dessen geplante Vereinbarung mit Rosneft für dieselbe Region im Mai gescheitert war.

Für Rosneft eröffnet das Abkommen zum einen den Zugang zu Techniken, die es bisher noch nicht beherrscht. Außerdem wird es an Bohrungen und zukünftigen Förderungen im Golf von Mexiko und Texas beteiligt. Darüber hinaus erwartet sich Russland nun US-amerikanische Unterstützung für seinen Anspruch auf weit vor seiner Küste liegende Rohstoffvorkommen in der Arktis. Das führte bisher zum Dauerstreit mit den vier anderen Anrainerstaaten. "Es tun sich neue Horizonte auf", bejubelte Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin, der persönlich bei der Vertragsunterzeichnung in Sotschi anwesend war, deshalb das Abkommen. Und er schwärmt schon von möglichen Investitionen bis zu 500 Milliarden Dollar (rund 347 Mrd. Euro).

Weil die weltweite Öl- und Gasproduktion stagniert, verschärft sich der Kampf um die restlichen Reserven ständig. Neben Rosneft und Exxon zieht es auch zahlreiche andere internationale Ölkonzerne in die Arktis. So bohrt der schottische Konzern Cairn Energy vor Grönland. Lukoil, Russlands zweitgrößter Ölkonzern, plant die Förderung vor der norwegischen Küste und Shell führt Probebohrungen in der US-amerikanischen Arktis durch. US-Präsident Barack Obama hatte im Mai eine Ausweitung der Öl- und Gasförderung in Alaska angeordnet. Außerdem hat er trotz der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko wieder Ölbohrungen entlang der Atlantikküste und im östlichen Golf von Mexiko zugelassen.

Es geht um die Weltmarktbeherrschung zur Erzielung von Maximalprofiten und um strategische Machtinteressen. Kanada erhebt Anspruch auf die Nordwestpassage, den Seeweg zwischen Kanadas Norden und der Arktis, sowie auf eine Region von 200 statt bisher 100 Seemeilen vor der Küste. Die USA und die EU erkennen den kanadischen Anspruch nicht an. Schon im letzten Jahr hat Russland 4.000 Meter tief im Meer die russische Flagge unter dem Nordpol plaziert. Großbritannien schickte U-Boote in arktische Gewässer, "um Russland zu warnen". Die USA verlangen für sich eine "angemessen große" Wirtschaftszone in diesen Gewässern.

Dabei werden immer riskantere Vorhaben geplant, die zudem rücksichtlos die Natur schädigen. Umweltschützer warnen: Das Bohren nach Öl in der Arktis ist erstens wegen des Eises viel zu gefährlich, bei Unfällen z.B. in der Dunkelheit der Polarnacht wären die Schäden an der Umwelt noch erheblich größer als anderswo, und es existieren bisher keinerlei Notfallpläne und keine Technologie, falls in der Arktis Öl austritt. Außerdem wird es zu einem verheerenden Artensterben kommen. Die MLPD fordert deshalb in ihrem Klimaschutzprogramm: "Keine Verwüstung des bald freiliegenden Nordpolarmeeres durch Rohstoffausbeutung durch die imperialistischen Großmächte! Erklärung des gesamten Nordpolarmeeres zu einer internationalen Schutzzone!"