International

Lehrer berichten live über Leben und Kampf in Türkei-Kurdistan

21.09.11 - Auf Einladung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft reisen derzeit drei Gewerkschafter der Lehrergewerkschaft Egitim Sen aus der Türkei durch Deutschland, um über die von der türkischen AKP-Regierung stark behinderte Arbeit ihrer Gewerkschaft zu berichten. Die Delegation berichtet über die vor allem in ländlichen Gebieten sehr schwierige Situation von Schulen und Lehrkräften.

So sind die Klassen sehr groß, es müssen viele Stunden gehalten werden, Klassenzimmer werden z.B. morgens für eine untere Klasse, nachmittags für eine obere Klasse genutzt. Nach wie vor ist die kurdische Sprache im Unterricht in den Kurdengebieten nicht erlaubt. Wer sie spricht, wird verfolgt. Aktive Gewerkschafter werden einfach in abgelegene Regionen versetzt oder entlassen. Besonders verfolgt werden Gewerkschafterinnen. "Es reicht aus, in der Gewerkschaft zu sein, einen kurdischen Hintergrund zu haben und Frau zu sein", so berichtet einer der Gewerkschafter.

Besonders skandalös ist die Verhaftung von 29 Gewerkschaftern und Gewerkschafterinnen, die 2009 ohne Angabe von Gründen erfolgte. Ein halbes Jahr brachten sie im Gefängnis in Izmir zu und werden am 21.10. 2011 vielleicht endlich erfahren, was ihnen eigentlich vorgeworfen wird. Bei der Auftaktveranstaltung am 19. September in München wurde betont, dass die internationale Solidarität unabdingbar ist für die Stärkung der Gewerkschaftsrechte in der Türkei.

Unabhängige und starke Gewerkschaften werden von der türkischen Regierung nicht akzeptiert. Die Türkei hat bis heute kein Gewerkschaftsgesetz verabschiedet, das den Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) entspricht. Das alles verschweigt der türkische Präsident Gül bei seinem derzeit stattfindenden Deutschlandbesuch.

Weitere Veranstaltungen sind noch heute in Frankfurt (21.9.), dann in Köln (22.9.), Düsseldorf (23.9), Bremen (26.9.), Hannover (27.9.) und Berlin 28.9.), jeweils um 19.00 Uhr in den örtlichen DGB-Häusern.