Betrieb und Gewerkschaft

Starker Beginn des Verdi-Bundeskongresses: "Das griechische Volk nicht im Stich lassen!"

19.09.11 - Seit Samstag Nachmittag findet in der Leipziger Messe der 3. Verdi-Bundeskongress statt. Über 900 Delegierte, darunter über 57 Prozent Frauen, beraten unter dem Motto "Vereint für Gerechtigkeit" über die zukünftigen Aufgaben der Gewerkschaft. In seinem einleitenden Beitrag am Sonntag würdigte der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske besonders den mutigen und erfolgreichen Kampf der Kolleginnen und Gewerkschafterinnen gegen "Schlecker". Durch firmeneigene Leiharbeit wollte Schlecker die Löhne massiv senken und die gewerkschaftlichen Rechte der Beschäftigten außer Kraft setzen. Großen Beifall bekam Frank Bsirske, als er ausdrücklich betonte, dass er Blockaden gegen Faschistenaufmärsche wie in Dresden für notwendig hält.

Am Verdi-Bundeskongress nehmen auch 40 Gäste aus 19 Ländern teil. Großen Beifall bekamen Gastredner und mehrere Delegierte, als sie den griechischen Kolleginnen und Kollegen ihre volle Solidarität im Kampf gegen die Abwälzung der Folgen der "Verschuldungskrise" auf ihren Rücken versicherten.

Der sehr kämpferische Beitrag des walisischen Gewerkschafters Phidenlip Jennings (Generalsekretär von UNI Global, eines weltweiten Gewerkschaftsverbandes für Fach- und Dienstleistungsberufe), der die Delegierten aufforderte, das griechische Volk nicht im Stich zu lassen und sich vom arabischen Frühling inspirieren zu lassen, veranlasste die Delegierten zu stürmischem Beifall. Ein Kollege forderte in der Aussprache über den Geschäftsbericht die Streichung der Schulden Griechenlands, Portugals usw. zu Lasten der Banken.

Dass die Gewerkschaften sich heute international organisieren müssen, betonte der Vertreter der Internationalen Transportarbeiter Föderation, David Cockroft. So will die ITF, die vor einiger Zeit unter anderem mit länderübergreifenden Streiks gravierende Verschlechterungen für die Hafenarbeiter verhindert hat, den ägyptischen Kämpfern gegen die Militärdiktatur dabei helfen, kampfkräftige Gewerkschaften aufzubauen.

Ein Delegierter schilderte die gesundheitlichen Schäden der Verdichtung und Verlängerung der Arbeitszeiten am Beispiel des Personennahverkehrs. Verdi müsse die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich wieder stärker in den Vordergrund rücken. Er forderte: "30 Stunden pro Woche – auch deshalb, damit unsere Jugend eine Zukunft hat!"

"rf-news" wird weiter berichten.