Betrieb und Gewerkschaft
Daimler Sindelfingen: Eine Gruppe von Kollegen machte den Anfang ...
Sindelfingen (Korrespondenz), 29.09.11: Seit dem Ende der Schulferien macht "Kommander" Zetsche seine verkappte Drohung, die er in einem Brief an die Belegschaft formulierte, wahr: Er bläst voll auf Angriff.
Bei den Kollegen an den Bändern kommt das so an: Es sind ständig zu wenig Leute da, so dass nicht alle Arbeitsplätze besetzt werden können. Die Gruppensprecher, Nacharbeiter und Unterstützer, ja sogar Meister müssen in der Linie arbeiten. Wenn ein Kollege da mal einen Tag frei braucht, hilft oft alles Bitten und Betteln nicht. Da keine Ablöser da sind, kann man oft außerhalb der Pausen nicht auf Toilette gehen.
Hinzu kommt, dass viele neue Leiharbeiter gekommen sind, die eingelernt werden müssten. Doch wer soll das tun? Da so gut wie niemand frei ist, um sie einzulernen, machen sie Monate lang die gleiche Arbeit, was die Rotation in der Gruppe behindert und zu einseitigen Belastungen führt. Die Werk- und Centerleiter sind sich aber in dieser Situation nicht zu schade, wegen jeder Störung Überstunden zu veranschlagen. Besonders den älteren Kollegen fällt es schwer, den hohen Akkord durchzuhalten und länger zu arbeiten.
Schon seit Ende der Schulferien rumort es aus diesen Gründen an den Montagebändern. "Wir wollen mit festem Personal arbeiten, Leiharbeit gehört abgelehnt", ist eine oft gehörte Meinung. Etliche Kollegen sagen auch: "Daimler verdient gerade blendend, es ist eine Sauerei, was sie dagegen uns zumuten." Eine Gruppe von Kollegen in Bau 36 platzte am Dienstag, den 27. September, der Kragen und sie marschierten mit ca. 50 Leuten zum Betriebsrat, um sich zu beschweren.
Als sie sich lautstark vor dem Büro versammelten, kam der Centerleiter sichtlich nervös herbei geeilt und versprach Abhilfe. Nach ca. einer halben Stunde gingen die Kollegen zurück zur Arbeit. Stolz auf ihre Aktion: "Wenn sich nichts bessert", sagten einige, "kommen wir wieder!" Auch die anderen Kollegen in der Halle freuten sich, dass eine Gruppe den Anfang gemacht hat.