Betrieb und Gewerkschaft
Mann+Hummel: "Wir wollen keine Sklavenarbeit!"
Ludwigsburg (Korrespondenz), 29.10.11: Am 19. Oktober protestierten etwa 100 Kolleginnen und Kollegen des KFZ-Zulieferers Mann+Hummel in Ludwigsburg, vor allem aus der Produktion, gegen Leiharbeit und die Einführung eines neuen Schichtmodells. Um 9.30 Uhr standen sie dicht gedrängt auf dem engen Gang vor dem Betriebsratsbüro, in dem gerade Verhandlungen mit Vertretern der Geschäftsführung stattfanden. Die Kollegen empört vor allem, dass die Geschäftsführung mit erpresserischen Methoden einen Durchbruch erzielen will, um die Leiharbeit breit im Werk und in der Produktion durchzusetzen: "Wir wollen keine Sklavenarbeit!"
Mit einem neuen Schichtmodell sollen Leiharbeiter für Wochenendarbeit eingesetzt werden. Die Spitze dieses Modells besteht darin, dass in der extrem gesundheitsschädlichen Nachtschicht an sechs Tagen bis zu 50 Stunden gearbeitet werden soll. Die Sonntag-Nachtschicht soll in die Arbeitswoche mit einer Zehn-Stunden-Schicht von 20.00 Uhr (bisher 22.00 Uhr) bis Montag 6.00 Uhr starten. Leiharbeiter sollen dann an den Wochenenden eingesetzt werden, gemischt mit "Stammkollegen" und die Führungskräfte legen die Mindestanwesenheit nach "Kundenbedarf" fest.
Das lehnen alle Kollegen ab. Auf der Vertrauensleuteversammlung vom 26. September wurde eine betriebliche Aktion gegen Leiharbeit angekündigt, jedoch war die Umsetzung nicht unumstritten. Nachdem dann in der Kollegenzeitung "Schraubstock" zu der Protestaktion am Tag vorher aufgerufen wurde, war die Sache klar. Das findet statt. Völlig überrascht von dieser selbstständigen Kampfaktion war dann die neue Personalchefin, die sich den Kollegen entgegenstellte.
Sofort ging sie dazu über, die Kollegen massiv einzuschüchtern, und drohte mit Abmahnungen, wenn nicht sofort die Arbeit wieder aufgenommen würde. Das beeindruckte die Kollegen allerdings nicht sonderlich und warf neue Widersprüche auf. Nach 15 Minuten Auseinandersetzung gingen die Kollegen wieder zurück an die Arbeit. Allerdings wird im Nachhinein ein regelrechter Kleinkrieg geführt und einzelne Kollegen werden herausgegriffen und wegen ihrer Beteiligung vor den Meister zitiert. Diesen Repressalien muss offensiv begegnet werden!