International
Regionale Volkserhebung gegen die Umweltzerstörung im Val di Susa in den Südalpen
24.10.11 - Rund 15.000 Demonstranten umzingelten nach deren eigenen Angaben (die Polizei sprach von 3.500) gestern im norditalienischen Susa-Tal (Val di Susa) die Baustelle für die geplante Hochgeschwindigkeitstrasse TAV. Über die Weinberge, den Wald und unwegsames Gelände wurden die Barrikaden der Polizei umgangen. Der verhasste Zaun wurde zerstückelt und niedergerissen. Der Platz wurde besetzt und auf dem Gelände eine Versammlung abgehalten, die zu dem Ergebnis kam: "Das Val di Susa und die NO TAV Bewegung hat dem gesamten politische Apparat Italiens und den Medien in den letzten Tagen einen Nachhilfeunterricht erteilt für die, die versuchten, auf jede mögliche Art und Weise die Bewegung NO TAV zu diskreditieren." In einer Korrespondenz aus Sindelfingen heißt es dazu weiter:
"Wir verfolgten im Internet live die Ereignisse im Val di Susa. Trotz Straßensperren, Militär, Hubschrauber, Verhaftungen und über 400 Autodurchsuchungen wurde durch eine erfolgreiche Demonstration die Baustelle besetzt. Damit ist die Kampagne der Einschüchterung für das 16 Milliarden Euro schwere Projekt gescheitert. Obwohl Innenminister Maroni rund 2.000 'Ordnungskräften', unter anderem Aufstandsbekämpfungstruppen, einsetzt und die Baustelle rund um die Uhr bewacht wird.
Eine Woche ist es nun her, als wir in diesem wunderschönen Tal – hinter Turin - unseren Urlaub verbrachten. Wir haben uns mit der Geschichte des Kampfes bekannt gemacht: Seit 20 Jahren protestieren die die Bewohner und Bewohnerinnen in der Region des in Norditalien
gelegenen Val di Susa gegen ein Hochgeschwindigkeitsnetz, das zwischen
Turin und Lyon für 20 Milliarden Euro gebaut werden soll. Die Strecke
soll das Tal durchqueren, dabei würde unter anderem uranhaltiges Gestein
beim Bau freigelegt.
Das ist nur einer der Gründe für die zähe Protestbewegung. Bis 2013 muss Berlusconi auch mit dem Bau begonnen haben, wenn er die europäischen Zuschüsse in Höhe von 680 Millionen Euro kassieren will – andernfalls verfallen die Gelder. Das ist mit ein Grund für die immer hektischere Reaktion der italienischen Regierung.
Wir lernten viele Menschen kennen, die ihr Tal verteidigen. Die Bevölkerung des Tales ist es satt, ständig drangsaliert zu werden! Auf der Baustelle wird gar nicht gearbeitet, sondern mit doppeltem Natodrahtzäunen die Macht des Staates im Schichtdienst demonstriert. Vor einer Woche haben sich allein 400 Talbewohner an der großen Demonstration im 700 Kilometer entfernten Rom gegen die Bankenspekulation beteiligt. Es war mit 500.000 Beteiligten die größte der internationalen Kampagne 'Occupy Wall Street'.
In Rom kam es zu Straßenschlachten. Eine Kriminalisierung und Medienkampagne wurde gegen die No TAV-Bewegung losgetreten. Sofort am Donnerstag, den 20. Oktober, wurde eine Volksversammlung im Val Susa einberufen. Mit großer Entschiedenheit und langer Diskussion wurde daraufhin beschlossen: 'Die Kürzungen im Sozialwesen und die Natodrahtzäune an der Baustelle müssen beseitigt werden!' Deshalb kam es zur Großdemonstration am 23. Oktober."