Jugend
Bildungsproteste in ganz Deutschland
19.11.11 - Vorgestern gingen in rund 30 Städten in Deutschland Schüler, Studenten und oft auch Auszubildende gemeinsam zu den "Bildungsprotesten" auf die Straße. Angeprangert wurde die sich drastisch verschlechternde Ausbildungssituation: Überfüllte Hörsäle, zu große Klassen, zu wenig Lehrkräfte. Aus Berlin waren rund 3.000 Teilnehmer gemeldet, ebenfalls in der Größenordnung war die Beteiligung an einem Sternmarsch in Köln. Ein Korrespondent aus Darmstadt berichtet über die dortige gestrige Kundgebung und Demonstration:
"Um 11 Uhr versammelten sich schätzungsweise 400 teils jüngere Schüler und Studenten. Ein Motto vom Asta war 'Empör Dich! beweg Dich! – Stand up! Move!' Eine häufige Rufparole war: 'Bildung krepiert, wo Kapital regiert.' Sie forderten kostenlose Bildung. Studenten berichteten, dass sie in Darmstadt inzwischen im kalten, engen Zelt Vorlesungen hören müssen und viele nur schlechte und teure Wohnungen haben. Die Palette der Forderungen umfasste unter anderem: 'Lernen und Arbeiten statt starrem Zeitrahmen, Leistungs- und Konkurrenzdruck', 'Freier Zugang zu Bildung und Ausbildung ohne Auslese nach Noten oder sozialer und kultureller Herkunft', 'Abschaffung von sämtlichen Bildungsgebühren wie Studiengebühren, Ausbildungsgebühren und Kita-Gebühren', 'Öffentliche Ausfinanzierung des Bildungssystems.' Der Zug war kämpferisch."
Er berichtete aber auch, dass es viele Illusionen gab. So wenn eine "Ausbildung ohne Einflussnahme der Wirtschaft unter anderem auf Lehrinhalte, Studienstrukturen und Lebensbereiche" oder eine "Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen Bildungseinrichtungen und Lebensbereichen" verlangt wurde. Dabei zeigten viele in den Gesprächen selbst auf, wie die Bildungspolitik weltweit im Interesse der führenden Weltkonzerne und für ihren Bedarf ausgerichtet und dies auch durch die Regierungen durchgesetzt wird. Weiter erwähnt die Korrespondenz:
"In diesem Zusammenhang kam das REBELL-Flugblatt gut an, auf der Rückseite versehen mit der Nachricht, dass in Kolumbien der Präsident seinen Entwurf für ein verschlechtertes Hochschulgesetz (Privatisierung des Bildungswesens und drastische Erhöhung der Studiengebühren) zurückziehen musste. Diese Nachricht wurde öfter mit begeisterndem Lachen quittiert."
An einigen Universitäten gab es Besetzungen. An der Freien Universität Berlin hatte die Polizei bereits in der Nacht zu Donnerstag einen Hörsaal geräumt. In Regensburg besetzten Studenten das Verwaltungsgebäude der Universität. Aktivisten des Bildungsstreiks sehen sich auch auf einer Linie mit der Bewegung "Occupy Wall Street". Wie ernst die herrschenden Monopolparteien die Jugendlichen nehmen, demonstrierte dagegen der CDU-Ableger "Ring christlich-demokratischer Studenten" (RCDS). Er beschimpfte die Bildungsproteste in antikommunistischer Manier als "Selbstbespaßungsaktion einer linken Protestklientel".