International

Erschütternde Zustände in Van

17.11.11 - "rf-news" erhielt einen erschütternden Bericht über die Situation nach dem Erdbeben in Van (Türkei/Kurdistan), den zwei deutsche Reisende Anfang der Woche verfasst haben. Wir dokumentieren Auszüge: 

"... Nach dem zweiten verheerenden Beben (dem 5,6er) hat sich die Situation dramatisch verschlechtert, und am düstersten sind die winterlichen Perspektiven. Es gibt zwei voneinander unabhängige und nicht kooperierende Hilfskollektive: die staatliche Hilfe ... einerseits und die Lokalregierung der kurdischen Partei BDP sowie das Gewerkschaftssyndikat KESK, welche eng zusammenarbeiten, andererseits.

Als spontane freiwillige Helfer haben wir beide Strömungen in Aktion erfahren und zeitweise mitgetragen; momentan arbeiten wir mit letzterer zusammmen. Es gibt allein auf Seiten der BDP/KESK sieben (diese Zahl ist unbestätigte, aber glaubhafte Information, eines selbst gesehen) volle/überfüllte Lagerhallen mit Essen, Kleidung, Decken und Babyartikeln, gespendet von der türkischen/kurdischen Bevölkerung, und noch immer/erneut zu wenige Freiwillige für Ordnung, Verpackung und Verteilung der Güter (vor dem zweiten Beben haben viele Volunteure Van verlassen).

Diese unvorstellbaren Mengen an Hilfsgütern - ganz zu schweigen von den staatlichen Lagerungen - verstauben und verrotten, während die Bedürftigen verhungern und erfrieren werden. (Unter der kurdischen Bevölkerung ist man sich einig, dass die AKP [die Regierungspartei – Anm. von 'rf-news'] die gesammelten Hilfsgüter, wie gewohnt, zu Propagandazwecken vor der nächsten Wahl verteilen wird; über den Gebrauch oder Missbrauch der zahlreichen Geldspenden, deren Zugang den kurdischen Lokalregierungen verwehrt werde, bestehe ebenfalls Ungewissheit ...)

Es hat bereits jetzt bis zu minus fünfzehn Grad Celsius in der Nacht, und es schneit. Die von uns Befragten erwarten keine Helikopterhilfe seitens Ankara für die Dörfer; nach allgemeiner Auskunft der befragten Kurden hilft Ankara nur den türkischen bzw. nicht-BDP-wählenden Dörfern (das sei nach dem ersten Beben so gewesen, und werde auch künftig so sein). Die Einwohner Vans sind dabei nicht nur verzweifelt vor Leid und erschüttert vor Einsamkeit, sondern zunehmend erbost und aggressiv. Je mehr Kinder wir nach ihrem Zukunftsplan befragen, desto mehr künftige PKK-Kämpfer lernen wir kennen ..."