International

Nordkorea und die antikommunistische Medienflut

20.12.11 - In der übermorgen erscheinenden letzten Wochenausgabe der Roten Fahne in diesem Jahr ist ein Kommentar zu der Berichterstattung über den Tod des nordkoreanischen Staatspräsidenten Kim Jong Il:

Beim Patella-Reflex klopft der Arzt mit einem Hämmerchen auf die Kniescheibe. Das Bein schlägt unwillkürlich aus. Ein vergleichbares Ausschlagen stellt sich bei bürgerlichen Journalisten ein, wenn Nordkorea in die Schlagzeilen gerät: Wenn dort Menschen über den Tod eines führenden Politikers weinen, kann das nur kollektiv angeordnetes Schluchzen sein.

Und in den bürokratischen Familienclan der Kims wird automatisch Stalin einbezogen. Obwohl Stalin fast 60 Jahre tot und nachweislich weder verwandt noch verschwägert mit der Kim-Dinastie war. Vorgeführt wird uns ein sogenanntes "letztes stalinistisches Land", wo die Massen hungern und eine Funktionärsclique in Saus und Braus lebt, was die Leute wegen der Gehirnwäsche nicht merken.

Bevor der Nachrichtenzuschauer grübelt, dass unter Stalin die sozialistische Sowjetunion wirtschaftlich erblühte, Stalin selbst anerkanntermaßen bescheiden gelebt hatte und es keine Vetternwirtschaft an der Spitze gab, werden Sequenzen von Aufmärschen gebracht. Die ähneln in der Form den Siegesfeiern am Kreml nach Ende es II. Weltkriegs. So soll suggeriert werden: Das ist Sozialismus und jeder, der den Kapitalismus satt hat, sei gewarnt, sich mit der Perspektive zu beschäftigen.

Eine differenzierte Analyse hat der Antikommunismus nicht nötig und wäre für seinen Zweck schädlich. Die herrschende Klasse Nordkoreas liefert Steilvorlagen mit Erbhöfen für Spitzenämter nach feudalem Vorbild usw. Nach der Abkehr vom Sozialismus ist Nordkorea nicht nur ein Land von gestern, sondern von vorgestern. Wenn es den Imperialisten nützt, dürfen feudale Regime wie in Saudi-Arabien Frauen steinigen. Bei Nordkorea werden hysterisch die Menschenrechte eingeklagt.

Das passt ja für  eine aggressive Einstimmung gegen Nordkorea als "Symbol des Bösen". Nordkorea hat im Unterschied zu anderen revisionistisch entarteten ehemaligen sozialistischen Ländern das Land nicht dem internationalen Finanzkapital geöffnet. Das muss bestraft werden, wie beim Irak. Mit dem politischen Patella-Reflex könnte man das den Massen nahe bringen.