Sozialismus
Trauerfeier für Kim Jong-Il - Auswuchs des revisionistischen Personenkults
29.12.11 - Bilder einer skurrilen Trauerzeremonie für den verstorbenen Staatschef Kim Jong-Il wurden gestern vom nordkoreanischen Fernsehen übertragen. Der Personenkult des bürokratisch-kapitalistischen Regimes mit abartigen Zügen einer feudalen Dynastie trieb neue Blüten. Das dichte Schneetreiben während des Trauerzugs wurde im Staatsfernsehen allen Ernstes damit kommentiert, dass "selbst der Himmel weine". Dem nach seinem Vater Kim Il-Sung zum "zweitgrößten Führer aller Zeiten" erkorenen Oberbürokraten wurde schon zu Lebzeiten die Fähigkeit angedichtet, das Wetter beeinflussen zu können.
In der Berichterstattung der bürgerlichen Massenmedien wurde diese absurde Inszenierung erneut mit der Botschaft verknüpft, in Nordkorea handle es sich um ein "kommunistisches Regime". Ein solcher Personenkult erinnert jedoch eher an den absolutistischer Monarchien. Er widerspricht zutiefst allen Grundsätzen des Sozialismus/Kommunismus. Dessen historisch-materialistische Weltanschauung geht davon aus, dass nicht einzelne Helden die Geschichte bestimmen, sondern die Volksmassen. Herausragende Leistungen revolutionärer Führer sind undenkbar ohne enge Verbindung zu den Massen, ohne die Fähigkeit, von ihnen in einem ständigen kritisch-selbstkritischen Prozess bescheiden zu lernen.
Treffend charakterisierte der Vorsitzende der MLPD, Stefan Engel, die schädliche Rolle der Personenkults in der Arbeiterbewegung in seiner Rede auf der Gedenkveranstaltung für den MLPD-Mitbegründer Willi Dickhut im Jahr 2002: "Wir wissen aber auch, wie die modernen Revisionisten Chruschtschow, Breschnew, Ulbricht und Honecker einen regelrechten Kult mit revolutionären Arbeiterführern entwickelt haben. Während sie einerseits die theoretischen Grundzüge von Marx, Engels und Lenin mit Füßen traten, stellten sie überlebensgroße Denkmäler von ihnen auf und übersäten das ganze gesellschaftliche Leben mit ihren Bildern. ...
Der revisionistische Personenkult war nur geeignet, den Marxismus-Leninismus in den Augen der Massen in Misskredit zu bringen. Denn für diese erschien dadurch die volksfeindliche Herrschaft der neuen, bürokratischen Kapitalisten als Verwirklichung der Lehren von Marx und Lenin. ... Die kultmäßige Erhebung führender Persönlichkeiten zu einer idealisierten 'Lichtgestalt' ist eine durch und durch bürgerliche bzw. kleinbürgerliche Methode, die in der revolutionären Arbeiterbewegung keinen Platz hat."