Betrieb und Gewerkschaft
"Alle Busse stehen still, ... wenn Dein starker Arm es will"
Tübingen (Korrespondenz), 24.01.12: In vielen Städten waren gestern die Beschäftigten im privaten Omnibusgewerbe zum Warnstreik aufgerufen.
Ziel ist, in einem Tarifvertrag zu vereinbaren,
- dass es im Krankheitsfall eine 100-prozentige Lohnfortzahlung gibt,
- dass die Busfahrer die gesetzlich vorgeschriebenen Fortbildungen nicht in ihrer unbezahlten Freizeit durchführen müssen,
- dass beim Firmenwechsel oder bei Berufsanfängern der Einstiegslohn nicht mehr 10 Prozent unter dem tariflichen Niveau liegt,
- dass alle Beschäftigten 30 Tage Urlaub bekommen,
- dass für Angestellte und Auszubildende endlich auch ein Tarifvertrag abgeschlossen wird.
Auch bei uns in Tübingen war der Streik beschlossen. In der Nacht zum Montag hatten die Unternehmer veranlasst, dass die Busse nicht im Betriebshof bleiben, sondern über die Stadt verteilt werden. Morgens wurden die Fahrer anderer Touren – also nicht die vom Stadtverkehr – bei Androhung der Kündigung gezwungen, den Linienverkehr aufzunehmen. Als die regulären Fahrer zum Betriebshof kamen, um die Ausfahrt zu blockieren, war kein Bus mehr da. Schnell eilten die Fahrer zu den wichtigsten Knotenpunkten und brachten die Busse zum Stehen.
Bei Beginn des Berufsverkehrs lief dann bis auf wenige Streikbrecherbusse nichts mehr. Da half auch nicht, dass Geschäftsführer Rainer Klink von Omnibus Schnaith in die Stadt kam, um die Fahrer zum Streikabbruch zu drängen. Was dieser Geschäftsführer von guter Bezahlung hält, merkt man, wenn man sich die Löhne in seinem Privatmuseum "Boxenstopp" anschaut: das geht eher in Richtung 5 Euro als in Richtung 6 Euro pro Stunde. Am Nachmittag waren die streikenden Verdi-Kollegen voller Entschlossenheit: Wenn der Warnstreik nichts bringt, dann gibt es Urabstimmung und Vollstreik.