Umwelt
Am Rande der "Grünen Woche": Wachsende Kritik an Agrarmonopolen
29.01.12 - Die "Grüne Woche" in Berlin hat für Hunderttausende aus allen Teilen der Welt eine große Anziehungskraft; aus Deutschland kommen die Leute mit Kind und Kegel. Hier ist sehr vieles zu sehen, was mit der Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Nahrungsmitteln, mit Tieren und Pflanzen zu tun hat. Hier kann man schauen, anfassen, erleben und probieren, was Mensch und Natur zustande bringen. Gezeigt werden die schier unerschöpflichen Möglichkeiten der Nahrungsmittelproduktion und -verarbeitung. Nicht gezeigt wird, dass einem immer größeren Teil der Weltbevölkerung der Zugang zu Nahrungsmitteln versperrt oder die Verträglichkeit der Nahrungsmittel geraubt wird. Der Hunger und die Vergiftungen nehmen zu.
Den Auftakt der "Grünen Woche" bildet traditionell der Agrarministergipfel. In diesem Jahr waren Minister aus 60 Ländern und tausende Experten und Wirtschaftsvertreter beim "Global Forum of Food and Agriculur". Thomas Kirchberg von der AG Agrarwirtschaft der Bundesregierung forderte eine "Modernisierungs- und Ernährungspartnerschaft" zwischen Deutschland und Partnerländern. Mit einer "nachhaltigen Produktivitätssteigerung" wolle man das Welthungerproblem lösen.
In Wahrheit geht es bei dieser Modernisierungspartnerschaft um eine nachhaltige Steigerung der Profitraten der Agrar- und Chemiemonopole. Durch Beseitigung von "Entwicklungshemmnissen", wie sie das Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel darstellen, und staatliche Förderung deutscher Agrartechnik sollen Länder in Osteuropa und Asien noch stärker der Profitwirtschaft der Agrarmonopole unterworfen werden. Die Folge werden extremer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Überdüngung, Einsatz genmanipulierter Pflanzen sein.
Die erhöhte Produktivität kommt nicht der Masse der Weltbevölkerung zugute. Sie ist zum Kampfmittel der internationalen Agrarmonopole geworden, die die Landwirtschaft kleinerer Länder mit Monokulturen und durch Dumpingpreise zerstören. Sie erzeugen gezielt künstliche Knappheiten, die dann wiederum die Preise hochtreiben lassen. Das wiederum heizt die Spekulation an. Umweltkatastrophen und Ernteausfälle beleben für diese Leute ihr Geschäft an den Börsen.
Umso wichtiger war die Demonstration während der "Grünen Woche" unter dem Motto "Wir haben es satt". 23.000 Menschen gingen gegen die Lebensmittelmanipulation, gegen die bewusste Produktion des Hungers auf der Welt, gegen industrialisierte Tierquälerei und für die Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft auf die Straße. Darunter waren auch viele Aussteller der "Grünen Woche", Bauerndelegationen aus allen Teilen Deutschlands und dem nahen Ausland, vorne dran die gut organisierten Milchbauern und Milchbäuerinnen.
Und natürlich ein Trupp von der MLPD Berlin mit einem wunderschönen Transparent "Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft!", das auf viel Zustimmung traf. Die MLPD nutzte die Demonstration auch dafür, die ICOR (International Coordination of Revolutionary Parties and Organizations) bekannt zu machen und für sie zu werben. Der Mehrheit der Demonstranten war die revolutionäre Weltorganisation nicht bekannt; der Gedanke, dass der Welthunger nur besiegt werden kann, wenn die Herrschaft der internationalen Monopole gestürzt wird, stieß auf lebhaftes Interesse.
Eine Berliner Korrespondentin berichtet: "Wir sprachen die Bauern an: 'Wir möchten berichten von der philippinischen Bauernkonferenz, die von den Protesten der deutschen und europäischen Milchbauern begeistert ist. Die Bauern dort würden sich freuen, wenn Bauernvertreter aus Europa bei der Bauern-Konferenz im April 2012 in Neu-Dehli, Indien, teilnehmen würden! - Und dies wird koordiniert und organisiert von der neu entstandenen revolutionären Weltorganisation ICOR.' Die Reaktionen waren: 'Was? ICOR - was ist das?' ... 'Das hört sich gut an.' 'Solidarität weltweit - find ich toll.' 'Ja, da musst du zu unserem Vorstand der Milchbauern (BDM) gehen. Das finden die sicher gut.'
Innerhalb kurzer Zeit wechselten fünf "Rote Fahnen" zur ICOR-Gründung
und 17 Exemplare der aktuellen Ausgabe die Besitzer. Teilweise mit
großzügigen Spenden.
Wir ziehen ein positives Resümee: Die Menschen sind überaus offen für eine internationale Zusammenarbeit und Solidarität. Die ICOR und die MLPD wurden freundlich und mit Interesse aufgenommen! ... Das Anliegen dieser über 20.000 Demonstranten war eine Lebensmittelerzeugung nach den Bedürfnissen von Mensch und Natur. Viele haben zurecht den Glauben verloren, dass dies mit der Profitwirtschaft, wie sie hier betrieben wird, zu erreichen ist."