Umwelt

Italien: Polizeiübergriffe gegen NoTAV-Bewegung mit Massendemonstrationen beantwortet

Stuttgart (Korrespondenz), 28.01.12: Pünktlich zum Morgengrauen am 26. Januar startete in Italien eine landesweite Polizeiaktion gegen die "NoTAV"-Bewegung". Zwischen Turin und Lyon soll für 20 Milliarden Euro eine Hochgeschwindigkeitsstrecke (TAV) gebaut und in die Alpen hinein geschlagen werden, obwohl die bestehende Bahnstrecke überhaupt nicht ausgelastet ist. Was in Stuttgart der Gipskeuper, ist im Val di Susa asbest- und uranhaltiges Gestein, das durch den Tunnelbau freigesetzt würde. Seit 20 Jahren protestieren die Bewohnerinnen und Bewohner und leisten Widerstand. Die Pressestelle von "NoTAV" meldet 32 Verhaftungen verstreut über ganz Italien und 11 Strafanzeigen.

Im Valle di Susa wurden zwei Personen verhaftetet: Giorgio vom "comitato di lotta popolare di Bussoleno" (Bürgerinitiative gegen den TAV) und Guido, Kommunalrat von Villar Focchiardo, einem Ort in der Nähe von Bussoleno. Auch in Turin gab es Verhaftungen.

Der Anlass der Polizeiübergriffe sind die Proteste, die im vergangenen Sommer im Susa-Tal gegen den geplanten Hochgeschwindigkeitszug zwischen Turin und Lyon stattgefunden haben. Den Demonstranten wird Widerstand gegen die öffentliche Ordnung vorgeworfen. Aktivisten gegen "Stuttgart 21" haben an der Demonstratiuon im Susa-Tal teilgenommen.

Zahlreiche Gewerkschafter, linke Parteien und Einzelpersonen verurteilten umgehend die Polizeiübergriffe und den Versuch, die "NoTAV"-Bewegung zu kriminalisieren. Im Susa-Tal demonstrierten gestern über 5.000 Menschen in einer Fackelwanderung gegen die Verhaftungen. In Turin formierte sich eine spontane Kundgebung. Auch in Rom, in Bologna, in Mailand, Triest, in Asti und weiteren Städten Italien kam es zu Massenprotesten.