Betrieb und Gewerkschaft
"Kampf um jeden Arbeitsplatz im ThyssenKrupp-Konzern ist das Gebot der Stunde"
27.01.12 - In einer Solidaritätserklärung der MLPD-Landesleitung Nordrhein-Westfalen mit den Stahlarbeitern von ThyssenKrupp Nirosta heißt es:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die MLPD in Nordrhein-Westfalen erklärt ihre uneingeschränkte Solidarität mit eurem Kampf um jeden Arbeitsplatz. Eure Sorge um die Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und Zukunft der Jugend sind mehr als berechtigt. Es ist unbedingt zu begrüßen, dass Kollegen die Initiative zu Kampfaktionen ergriffen haben und die IG Metall zu einer Großkundgebung in Bochum für den 27.1.2012 aufruft.
Die kapitalistische Profitlogik geht von weltweiten 40-Prozent-Überkapazitäten im Edelstahlbereich aus. Obwohl Edelstahl gebraucht wird, stößt ThyssenKrupp den Edelstahlbereich ab, um flüssiges Kapital für ihren Kampf um Weltmarktanteile im Technologiebereich zu bekommen. Die Ausgliederung und der geplante Verkauf des Edelstahlbereichs an den finnischen Konzern Outokumpu und die Krisenhaftigkeit der Weltwirtschaft lassen befürchten, das dies auf dem Rücken der Stahlarbeiter und ihrer Familien durchgezogen werden soll.
Jetzt erklärt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, sie setze darauf, dass ThyssenKrupp "sozialverträgliche§ Regelungen finde ohne "betriebsbedingte Kündigungen". Noch in ihrer Neujahrsansprache hörte sich das anders an. "Und wenn die Konjunktur sich ein Stück abschwächen sollte, müssen und werden wir um jeden Arbeitsplatz kämpfen", hieß es da noch. Gerade im Stahlbereich wurden ohne betriebsbedingte Kündigungen schon tausende von Arbeitsplätzen vernichtet. Dies ist durch die Fusionen von Krupp mit Hoesch und dann mit Thyssen eine wesentliche Erfahrung der Belegschaften.
Die Stahlarbeiter sind gut beraten, auf die eigene Kraft zu vertrauen! Die Arbeiter können in keinem Fall ihre Zukunftsinteressen vom Auf und Ab der Konjunktur im Kapitalismus abhängig machen. Die Arbeitsplätze fehlen jetzt und in Zukunft der Jugend und es kann nicht akzeptiert werden, dass auch nur ein Arbeitsplatz vernichtet wird. Das war auch das Anliegen in der Stahltarifrunde, als ältere Kollegen und die Azubis gemeinsam gegen den erklärten Willen der Stahlmonopole erstmals die unbefristete Übernahme nach der Lehre durchsetzten.
Mit der internationalen Neuordnung der Stahlindustrie sind die Stahlmonopole unter Druck. Es ist das Gebot der Stunde, dass alle Stahlarbeiter hier und international an einem Strang ziehen.
Die MLPD und insbesondere ihre Betriebsgruppen in den Stahlbetrieben stehen an der Seite der Belegschaften - seit Jahrzehnten. Seit 2010 ist die MLPD Mitglied der ICOR (International Coordination of Revolutionary Parties and Organizations), die mit über 40 Mitgliedsorganisationen in der ganzen Welt die Koordinierung und Revolutionierung der Kämpfe gegen das allein herrschende internationale Finanzkapital organisiert. Sie gilt es zu stärken!
Ein entschlossener selbständiger Kampf aller Stahlarbeiter um jeden Arbeitsplatz wird breite Sympathie und Solidarität anderer Belegschaften und der Bevölkerung finden; er wäre ein Signal an die Arbeiter anderer europäischer Länder, die sich wie in Griechenland, Spanien, Italien, Frankreich, Rumänien usw. gegen die Abwälzung der Krisenlasten mit Streiks und Demonstrationen zur Wehr setzen. So streiken seit Wochen in Griechenland Stahlarbeiter mit breiter Unterstützung der Bevölkerung.
Die MLPD schlägt vor, selbst die Initiative zu ergreifen für die Forderungen:
• Weg mit dem Arbeitsplatzvernichtungsprogramm von ThyssenKrupp! Keine Ausgliederung und Verkauf der einzelnen Bereiche.
• Ein Konzern - eine Belegschaft über Standort- und Ländergrenzen hinweg!
• Kampf um jeden Arbeitsplatz. Wir brauchen jeden Arbeitsplatz für unsere Jugend. Notwendig ist der Kampf für die unmittelbare Durchsetzung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Konzernvereinbarung.
• ThyssenKrupp nicht aus der Verantwortung entlassen. Bei erfolgten Ausgliederungen, muss jedem Mitarbeiter ein uneingeschränktes und unbefristetes Rückkehrrecht nach ThyssenKrupp eingeräumt werden.
• Wir brauchen ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht! Keine Maßregelung für Kolleginnen und Kollegen!
• Weg mit der Rente mit 67! Gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf den Rücken der Arbeiter und ihren Familien!
• Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft. Umgehende Umstellung auf alternative Stahlherstellungsverfahren und die Kreislaufwirtschaft. Das schafft Arbeitsplätze.
• Notwendig ist eine gesellschaftliche Diskussion über eine Alternative zur ganzen Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Systems – für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung, den echten Sozialismus.
Ihr habt unsere volle Solidarität und wir wünschen euch viel Erfolg!