Betrieb und Gewerkschaft

ThyssenKrupp Nirosta: Breite Diskussion über unbefristeten Massenstreik

30.01.12 - Heute morgen hat die Frühschicht von ThyssenKrupp Nirosta (TKN) Bochum die Produktion gar nicht erst angefangen und ist in einen selbständigen Streik getreten. Viele Kollegen versammelten sich zur Mahnwache. Außer ein paar Reparaturarbeiten stehen die Anlagen. Um 13.30 Uhr sind die Kollegen nach Essen zu den Verhandlungen gefahren. Ein Kollege: "Sollen wir überhaupt noch mal einfahren oder bleiben wir gleich draußen und machen das Tor zu? Dann haben wir eine bessere Position vor der morgigen Aufsichtsratssitzung von ThyssenKrupp."

Es wird darüber diskutiert, dass man einen sofortigen unbefristeten, selbständigen Streik aller Standorte braucht, bis die Pläne vom Tisch sind. Sofort nach dem Bekanntwerden des fertigen Verkaufsvertrages an den finnischen Konzern Outokumpu, letzte Woche Montag, haben die Kollegen von TKN an den Standorten in Krefeld und Dillenburg mehrere Stunden selbständig gestreikt. Es wurde die Losung aufgestellt: "Kampf um jeden Arbeitsplatz!" In der Nacht auf Freitag streikte in Bochum die Nachtschicht ab 1.00 Uhr selbständig - die komplette Produktion stand still. Aktuell laufen Proteste der Stahlarbeiter vor dem Verhandlungsort zwischen Thyssen und IG Metall in Essen.

ThyssenKrupp (TK) will Unternehmensteile mit 35.000 Beschäftigten verkaufen, um flüssiges Kapital für die Investitionen im Fahrstuhl- und Rolltreppenbereich in den Wachstumsländern Indien und China zu bekommen. Die Stahlarbeiter wissen, dass Verkäufe und Fusionen immer verbunden sind mit der Vernichtung Tausender Arbeitsplätze. In der Edelstahlbranche tobt weltweit ein mörderischer Konkurrenzkampf, der finnische Konzern würde zum Weltmarktführer im Kampf mit weiteren europäischen Konkurrenten und den aufstrebenden Konkurrenten aus China und USA. Es gibt einen aggressiven Preiskampf im Edelstahlbereich.

Heute erschien eine Extra-Ausgabe der Kollegenzeitung "Stahlkocher", darin heißt es: "ThyssenKrupp will die Edelstahlproduktion verkaufen, obwohl Outokumpu darauf besteht, nach dem Verkauf die Flüssigphasen in Krefeld und Bochum platt zu machen. Damit würde die langjährige Edelstahltradition im Ruhrgebiet zerschlagen und die Würde von uns Stahlarbeitern mit Füßen getreten ... Jeder kann sich an den fünf Fingern abzählen, dass die Stilllegung der Flüssigphase den Tod auf Raten für die Weiterverarbeitungsanlagen und -betriebe in Bochum, Krefeld und Dillenburg einleitet ... Und was passiert mit den Bochumer Weiterverarbeitungsanlagen von Breitband und Kaltwalzwerk, wenn die Edelstahlbrammen fehlen und der Auslastungsgrad sinkt? Was wird mit den Benrather Kollegen, denen Arbeitsplätze in Krefeld versprochen wurden? Mit diesem Kahlschlag dürfen sie nicht durchkommen!"

Ohne lange abzuwarten und bevor konkrete Pläne bekannt waren, haben die Stahlbelegschaften offensiv die Initiative in die Hand genommen. Für die Zukunft der Jugend! Neben verschiedenen selbständigen Protesten, wie den Mahnwachen in Krefeld und Bochum, wurde am letzten Freitag die größte Arbeiterdemonstration in Bochum seit Jahren mit 4.000 Stahlarbeitern und ihren Familien organisiert - auch wieder verbunden mit selbständigen Streikaktionen in den vier Nirostawerken. In Bochum wurde von Torblockaden berichtet. Es wurde eine wichtige Verkehrsschlagader in Bochum still gesetzt. Auch aus anderen Betrieben wie Opel Bochum oder den TKS Werken Duisburg und Dortmund waren Kollegen bei der Demonstration.

Der gemeinsame Kampf der Stahlarbeiter im Ruhrgebiet kann ein wichtiges Zeichen der Arbeiteroffensive werden. ThyssenKrupp und Oukokumpu legen sich mit den kampferprobten Stahlarbeitern an! Deswegen orientiert der Vorstand von TK auch darauf, das es angeblich keine "betriebsbedingten Kündigungen" geben soll. Damit wurden in den letzten Jahren aber schon Tausende Arbeitsplätze vernichtet, die heute der Jugend fehlen. Das ist keine Alternative für die Stahlarbeiter. Gerade in Bochum hat man die Erfahrung mit Nokia gemacht, die Krefelder Kollegen erinnern sich an Outokumpo, die 2003 schon die Grobblechstraßen trotz Zusagen geschlossen und sich an nichts gehalten haben. Bochumer Kollegen hatten bei dem Protest in Krefeld ein Transparent mit der richtigen Schlussfolgerung: „Wir kriegen nur das, was wir uns erkämpfen!“

Die MLPD unterstützt seit jeher den Kampf der Arbeiter und ist ein verlässlicher Partner der Belegschaften. Sie hat das Know-How und langjährige Erfahrung, wie man solche Kämpfe führt. Die Belegschaften wissen dies und kennen die Betriebsgruppen und Genossen der MLPD durch die jahrzehntelange Arbeit ihrer Stahlgruppen. Sie werden die Belegschaften in einem unbefristeten Streik zur Seite stehen, die Solidarität anderer Branchen organisieren und ihre Mitgliedschaft in der ICOR (Internationale Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen) nutzen, um die internationale Solidarität zu organisieren.

Kritisiert werden muss die sozialchauvinistische Hetze verschiedener rechter Gewerkschaftsführer, die versuchen, Stimmung gegen "die Finnen" zu machen. Nicht die finnischen Kollegen sind aber schuld daran, auch dort sollen 1.300 Arbeitsplätze vernichtet werden! Der Kampf richtet sich gegen die Stahlmonopole, die zum allein herrschenden internationalen Finanzkapital zählen. Ein Massenkampf der Arbeiter in Deutschland ist ein wichtiger Beitrag für die internationalen Kämpfe, für die weltweit zunehmende Bewegung auf der Welt für Demokratie und Freiheit!

Die Stahlarbeiter und ihre Familien brauchen die Solidarität aus ganz Deutschland, diese sollte auf den Montagsdemos, Vertrauensleutetreffen, Delegiertenversammlungen etc. organisiert werden. Schickt Solidaritätserklärungen an die Nirostakollegen über die Seite http://metallerfuerstainless.de/, Kopie bitte an redaktion@rf-news.de. "rf-news" wird weiterhin aktuell berichten!