Betrieb und Gewerkschaft

Eine neue Runde im Kampf der Stahlarbeiter vorbereiten

Eine neue Runde im Kampf der Stahlarbeiter vorbereiten

07.02.12 - In den Stahlbetrieben, insbesondere bei ThyssenKrupp Nirosta, findet unter den Belegschaften eine lebhafte Auseinandersetzung über den begonnenen selbständigen Kampf vor 14 Tagen statt. Viele Kollegen sind der Meinung, dass mit dem Angriff auf ihre Arbeitsplätze durch die Fusion im Edelstahlbereich noch weitere Attacken folgen werden und dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Die aktuelle "Rote Fahne" wurde an den Toren angeboten und gab in vielen Werksteilen Zündstoff für Diskussionen.

Die Erfahrungen müssen ausgewertet werden, ein neuer Massenkampf vorbereitet und dazu die Organisiertheit der Kolleginnen und Kollegen erhöht werden. Morgen finden die Betriebsversammlungen im Werk Bochum statt. Gestern zur Nachtschicht und heute morgen zur Frühschicht wurde eine Extra-Ausgabe der Kollegenzeitung "Stahlkocher" an den Werkstoren verteilt. Sie trägt den Titel "Eine neue Runde im Kampf vorbereiten - Das sind wir unserer Jugend schuldig". Wir dokumentieren den Leitartikel:

Wir können auf unseren Streik stolz sein! Nachdem bekannt wurde, dass ThyssenKrupp Nirosta (TKN) an Outokumpu verkauft wird, sind die Belegschaften von Krefeld und Dillenburg am Montag, den 23. Januar, in den Streik getreten. Vom 23. bis 27. Januar gab es viele selbstständige Streiks, Ak­tionen, Mahnwachen und die größte Arbeiterdemon­stration in Bochum seit lan­gem. Es kamen Kollegen von allen Standorten, Soli­daritätsdelegationen aus den Stahlbuden und die kampferprobten Opelaner. In der Nacht von Donners­tag auf Freitag begann in Krefeld und Bochum die Nachtschicht zu streiken, in den anderen Werken schloss sich die Früh­schicht an und es entwickel­te sich ein Massenstreik. Wir spürten unsere Stär­ke und hatten die Initiati­ve in der Hand.

Am Montag wurde weiter ­gestreikt und 1.200 Nirosta-Kkollegen trafen sich in Essen zur Verhandlungsrun­de. Nur ein großes Polizei­aufgebot hat verhindert, dass sie in die Verhand­lung gingen. Der ThyssenKrupp-Vorstand hat mit den Betriebsratsspitzen von TKN abgesprochen, den Streik zu beenden.

Das haben die Kollegen der Nachtschicht nicht mit gemacht und weiter gestreikt. Die Losung des "Stahlkochers" "Unbefristeter selbstständiger Massenstreik - sofort" wurde breit aufgegriffen. Jetzt zogen die Vorstände die Reißleine. Pünktlich zum Beginn der Frühschicht am Dienstag kam das Ergebnis. Bochum soll bis 2016 produzieren, in Krefeld jedoch soll schon 2013 die Flüssigphase geschlossen werden und bis dahin "betriebsbedingte Kündigungen" ausgeschlossen werden. Damit haben unsere Gewerkschaftsvertreter einen Kniefall vor den Stahlmonopolen von ThyssenKrupp und Outokumpu gemacht. "Wir müssten eigentlich weiter streiken, das Ergebnis können wir nicht akzeptieren", so die Meinung vieler Kollegen letzte Woche.

"Dafür haben wir den Kampf nicht begonnen und wir wurden gar nicht gefragt!" So die Stimmung unter vielen Kollegen. Was soll der Quatsch, dass "wir schon tot waren und jetzt wieder leben"! Wenn die Alternative ist, sofort zu schließen oder erst in ein paar Jahren. Dann bietet uns das kapitalistische Sys­tem keine Alternative! Was wird aus der Zukunft der Ju­gend, wo sollen unsere Kin­der denn noch arbeiten? Wir hatten die Initiative in der Hand und spürten unse­re Stärke im Kampf!

Wir müssen jetzt die Lehren ziehen, um einen neuen Massenkampf erfolg­reich zu führen!

Die Belegschaften müs­sen über Anfang, Ende und Verlauf des Streiks sel­ber entscheiden. Dazu brau­chen wir klare Forderun­gen und selbst festgelegte Streikleitungen und Spre­cher. Die Gewerkschaften und die Betriebsräte dürfen so einen Streik gar nicht führen, selbst wenn sie woll­ten. Dazu müssen wir uns das Recht auf Streik neh­men und für ein allseitiges und vollständiges, gesetzli­ch verankertes Streik­recht kämpfen.

Der "Stahlkocher" ist seit Jahren unter den Beleg­schaften verankert und hat im Streik gezeigt, dass man sich auf ihn verlassen kann! Er nahm kein Blatt vor den Mund, ging konse­quent von den Arbeiterinter­essen aus und organisierte den gemeinsamen Kampf, sowohl der Nirosta-Beleg­schaften, als auch die Ein­beziehung der anderen Stahlbelegschaften. Dazu muss er breiter bekannt werden und mehr Kollegen sich aktiv mit Redaktionen und Spenden beteiligen!

Wer sich mit dem Kapita­lismus nicht abfinden will und eine grundsätzliche Perspektive sucht, der ist bei der MLPD richtig. Sie machte den Kampf über ihr Internetportal www.rf-news.de und die Wochenzeitung Rote Fahne sofort bundes­weit bekannt und organi­sierte die Solidarität. Stärkt die Betriebsgruppen der MLPD!

Wir brauchen eine starke und kämpferische IGM, die sich nicht der Konkurrenz unterordnet oder gar die Belegschaften gegeneinan­der ausspielt. Werdet aktiv in der IGM und wählt kämp­ferische Vertrauensleute!

Die Verarbeitung dieser Erfahrungen und dass wir uns in den verschiedenen Formen organisieren, sind die notwendige Grundlage, um in die nächste Runde zu gehen und einen neuen Massenstreik erfolgreich zu führen!