Umwelt

Elf Monate nach Fukushima: Alle Atomkraftwerk stilllegen - weltweit - jetzt!

12.02.12 - Am gestrigen 11. Februar, elf Monate nach der atomaren Katastrophe von Fukushima, haben in der japanischen Hauptstadt Tokio 12.000 Menschen gegen die weitere Nutzung von Atomenergie demonstriert. Der 77-jährige Schriftsteller Kenzaburo Oe - Literaturnobelpreisträger im Jahr 1994 - mahnte bei einer Kundgebung im Yoyogi-Park, es könne nicht hingenommen werden, dass radioaktiver Abfall noch zahlreiche kommende Generationen belaste. Der Schauspieler Taro Yamamoto sagte in einer Rede auf der Demonstration, bei einem weiteren großen Erdbeben werde Japan aufhören zu existieren: "Um das zu verhindern, werden wir keine Reaktivierung von Atomkraftwerken zulassen."

In Deutschland haben nach Berichten der Anti-AKW-Bewegung "ausgestrahlt" in 151 Orten 7.000 Menschen der Opfer von Fukushima gedacht und mit Mahnwachen und Kundgebungen unter dem Motto "Fukushima ist überall - AKWs jetzt abschalten" gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken protestiert.

In Japan wird der eigentliche Fukushima-Jahrestag, der 11. März, als Tag des Gedenkens und der Trauer um die 20.000 Menschen begangen, die bei der Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophe ums Leben kamen. Deshalb fand dort der Kampftag schon gestern statt und er wurde länderübergreifend für den aktiven Widerstand gegen die herrschende Atompolitik genutzt. In Japan waren es die größten Demonstrationen seit der Katastrophe.

Aus dem japanischen Sendai erreichte "rf-news" ein aktueller Bericht von gestern: "In der Region Sendai bebt die Erde immer noch, fast jeden Tag, manchmal stärker manchmal schwächer. Das ist deshalb bedeutend, weil einige Wissenschaftler sagen, die Atomkatastrophe von Fukushima wurde bereits durch das Erdbeben ausgelöst. Die Menschen leben ständig in Sorge und Angst, dass sich so etwas wiederholen kann. Aktuell gibt es eine besondere Auseinandersetzung und Gefahr in der Prefektur Aomori, das ist weiter im Norden. Dort sollen die gebrauchten Brennstäbe gelagert werden. Aber die Menschen sind aktiv. Viele Gruppen kämpfen für den Stopp aller Atomanlagen. Ich habe viele solidarische Grüße ausgerichtet, auch im Namen der tausenden Menschen, die heute gemeinsam auf der Straße sind."

Bis heute ist die Lage in Fukushima nicht unter Kontrolle. Am 8. Februar berichtete die "FAZ", dass die Temperatur am Boden des Druckbehälters von Reaktor 2 in den vergangenen Tagen wieder um 20 Grad auf mehr als 70 Grad gestiegen sei, eine nach Einschätzung japanischer Wissenschaftler besorgniserregende Entwicklung. Ein Sprecher der Betreibergesellschaft Tokio Electric Power (Tepco) behauptete anschließend zynisch-dreist, dies ändere nichts am "stabilen Zustand der kalten Abschaltung" - schließlich steige die Temperatur ja nicht kontinuierlich an!

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass auch das benachbarte Fukushima Daina kurz vor der Kernschmelze gestanden habe. Erstmals seit März 2011 hatten dort Medien Zutritt. Der Kraftwerksleiter Naohiro Masuda berichtete, dass an drei der vier Reaktoren der Anlage wegen Ausfall der Kühlpumpen das Risiko einer Kernschmelze bestanden hatte. Über eine einzelne funktionierende Stromleitung konnte sich das Team im Kontrollraum Daten und Informationen beschaffen und die Katastrophe verhindern.

Ein Korrespondent berichtet an "rf-news" von Infostand und Mahnwache am 11. Februar in Duisburg: "Aktivisten vom BUND, aus der Anti-AKW-Bewegung und von der MLPD-Umweltgruppe demonstrierten elf Monate nach der Atomkatastrophe von Fukushima für die umgehende Stilllegung aller Atomanlagen. Auch ein sofortiges Aus für die Atommüll-Konfektkionierungs-Anlage der GNS (Gesellschaft für Nuklear-Service, gemeinsames Tochterunternehmen von EON, RWE, EnBW und Vattenfall) im Duisburger Stadtteil Wanheim wurde gefordert und die Rücknahme der angekündigten Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus, die durchs Ruhrgebiet und auch über Duisburger Stadtgebiet führen sollen. …

Am Samstag, 11. März, zum Jahrestag der Fukushima-Katastrophe, finden weltweit und bundesweit Großdemonstrationen für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen statt, für NRW wird zur Demonstration nach Gronau mobilisiert. Dort versorgt die Uran-Brennstabfabrik des internationalen Monopols URENCO 10 Prozent aller AKWs weltweit mit Brennstäben. Von all diesen Atomanlagen geht eine enorme Gefahr für die Bevölkerung aus, erst ihr Zusammenspiel garantiert das Funktionieren des weltweiten Atomgeschäfts und des Baus von nuklearen Waffen. Deswegen müssen nicht nur die AKWs, sondern alle diese Anlagen weltweit stillgelegt werden.

Die Duisburger Montagsdemonstration wird den Montag, 12. März, direkt nach dem Fukushima-Jahrestag, als Tag des Widerstands gegen die Atompolitik von Regierungen und Konzernen begehen und lädt zu einer breiten Beteiligung ein. Die Durchsetzung der erneuerbaren Energien und der Kreislaufwirtschaft wären auch ein hervorragendes und positives Beschäftigungsprogramm."

Der Kampf für die Stilllegung aller atomaren Anlagen ist eine internationale Aufgabe. Erst vor wenigen Tagen hat die US-Atomaufsichtsbehörde die Genehmigung für den Bau von zwei Reaktoren im Bundesstaat Georgia erteilt. Sie sollen 2016 ans Netz gehen. Die Obama-Regierung forciert den AKW-Neubau und hat dafür Kreditgarantien in Milliardenhöhe zugesagt.

Die MLPD wird sich an den Aktionen und Demonstrationen zum Jahrestag von Fukushima beteiligen und dort sowie in ihrer Kleinarbeit im Sinne der gemeinsamen weltweiten Kampagne "Alle Atomkraftwerke stilllegen" von ILPS ("International League of Peoples‘ Struggle") und ICOR ("International Coordination of Revolutionary Parties and Organizations") wirken.