Umwelt
Internationale Urankonferenz Münster fordert die Stilllegung der Uranindustrie
06.02.12 - Am Samstag, den 4. Februar, trafen sich in Münster rund 200 Atomkraftgegner aus dem Niger, aus Russland, Frankreich, der Türkei, Polen, den Niederlanden und allen Teilen Deutschlands zur "Internationalen Urankonferenz". Die Konferenz nahm deutlich eine entschlossene und kämpferische Haltung gegen die "Global Player" der Atomindustrie, Urenco, Areva und Rosatom ein. Beschlossen wurden Großdemonstrationen in ganz Europa am 11. März, dem Jahrestag der Fukushima-Katastrophe, und im Vorfeld dazu an "Autobahnaktionen" am 25. Februar teilzunehmen. Peter Diehl vom "WISE Uranium Project" deckte in seinem Einleitungsvortrag die zerstörerischen Folgen des Wegs des Urans vom Bergbau bis zur nicht vorhandenen Endlagerung für die Menschen und die natürlichen Lebensbedingungen auf. Er machte aber auch deutlich, was der Widerstand gegen die Uranindustrie bereits erreicht hat.
Beeindruckend waren die Grußworte der internationalen Gäste. Sie machten auch die Notwendigkeit des Zusammenschlusses der Umweltbewegung über Ländergrenzen hinweg deutlich:
Im Niger, eine ehemals französische Kolonie, haben die Vorgänger von Areva bereits 1968 mit dem Uranabbau begonnen. Die immer offensichtlicheren Folgen für Mensch und Natur brachten die Menschenverachtung von Areva offen zum Ausdruck, die für den Tod und die Strahlenkrankheit tausender Arbeiter verantwortlich ist. Dagegen entwickeln sich Kämpfe und Proteste.
Aus Frankreich berichtete eine Vertreterin von "Sortir du nucléaire" (Atomausstieg), einer Dachorganisation mit über 900 Mitgliedsorganisationen, dass sie eine Aufklärungskampagne machen wollen, weil die Menschen noch viel zu wenig über die Uranindustrie wissen. Ihr Ziel ist ein Atomausstiegsgesetz.
Zwischen Aktivisten aus Münster und aus Russland gibt es schon länger eine erfolgreiche Zusammenarbeit. So gelang es 2009, Uranmülltransporte von Gronau nach Russland zu stoppen. Russland bietet sich weltweit als Atommülllager an.
Die Gäste aus Polen berichten, dass die Menschen an der Ostsee entschieden gegen ein dort geplantes AKW kämpfen und sich dafür weitere Unterstützung aus Deutschland wünschen. Sie fordern ein landesweites Referendum gegen Atomkraft.
Die niederländische Anti-AKW-Bewegung kann stolz sein auf ihren Teilerfolg, dass der Bau von Borssele II zunächst zwei Jahre lang ausgesetzt wurde. Ein Vertreter wies daraufhin, dass Urenco seine Urananreicherung in Almelo, unweit von Gronau, um 25 Prozent erweitern will.
In der Türkei konnte durch den Protest aus der Bevölkerung 30 Jahre lang der Bau von AKWs verhindert werden. Areva zusammen mit Siemens haben es nicht geschafft. Jetzt will Rosatom eines in Akkuyu am Mittelmeer bauen.
Die "Bürgerbewegung für Kryo-Recycling, Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz" brachte zwei Gesichtspunkte in die Diskussion ein: Die Atomkraftgegner müssen im Kampf gegen die menschenverachtende und umweltschädigende Uranindustrie die dort Beschäftigten einbeziehen. Umweltschutz darf nicht gegen die Arbeitsplätze ausgespielt werden. Und: die Anti-AKW-Bewegung müsse sich als Teil der gesamten weltweiten Umweltbewegung sehen und zusammenschließen, um eine überlegene Kraft zu entwickeln.
Seit dem Sommer letzten Jahres gibt es die gemeinsame Kampagne von ICOR und ILPS zur weltweiten Stilllegung aller AKWs. In deren Aufruf heißt es unter anderem:
"Die Mitgliedsorganisationen von ILPS und ICOR sind Bestandteil dieses weltweiten aktiven Widerstands. Ihre gemeinsame Kampagne für die Stilllegung aller Atomkraftwerke und das Verbot und die Vernichtung aller Atomwaffen wird durchgeführt als eine Hauptaufgabe der internationalen revolutionären und Arbeiterbewegung im Kampf gegen den Imperialismus. (...) Immer mehr Menschen rund um den Globus kämpfen dafür, eine weltweite, vom Menschen verursachte Umweltkatastrophe zu verhindern, die zur Vernichtung der Menschheit führen kann. Der Kampf für den Erhalt der natürlichen Umwelt ist Teil des Kampfes für nationale und soziale Befreiung und für die Produktion und Reproduktion des menschlichen Lebens im Einklang mit der Natur und auf dem höchsten Stand der Zivilisation."
Die an der Kampagne teilnehmenden Organisationen werden in den jeweiligen Ländern den Fukushima-Jahrestag in der Öffentlichkeit zu einem Protesttag gegen die Atompolitik machen. Die MLPD nimmt als ICOR-Mitgliedsorganisation auch an den bundesweiten regionalen Großdemonstrationen und -kundgebungen teil und setzt sich dafür ein, dass die Montagsdemonstrations-Bewegung diesen Jahrestag zusammen mit weiteren Kräften aus der Umweltbewegung gemeinsam und kämpferisch begeht. Der Kampf zur Stilllegung aller AKWs richtet sich allseitig auch gegen die Uranindustrie, die Vorstufen des AKW-Betriebs und auch gegen den Export der Atomtechnologie durch deutsche Konzerne sowie ihrer Unterstützung und Förderung durch die Bundesregierung oder deutsche Banken.
(Abschlusserklärung der Urankonferenz)