Betrieb und Gewerkschaft
Neue Erpressung von GM - jetzt enger Schulterschluss der Opelaner in Europa!
08.02.12 - Nachdem in den letzten zwei Wochen durch ThyssenKrupp und Outokumpu sowie Nokia-Siemens Networks Massenentlassungen und Werksschließungen angekündigt wurden, wird das nun auch bei General Motors (GM) diskutiert. Heute ließ der Autokonzern über das "Wallstreet Journal" die Nachricht lancieren, dass er daran denke, die Autoproduktion von Europa nach Südkorea zu verlagern. Ein Spitzenmanager ließ verlauten, dass der Konzern die Schließung der Opel-Standorte Bochum und Ellesmere Port in England in Betracht ziehe. Geradezu unverschämt die Begründung: GM verliere die Geduld; weil die Opelaner in der Krise nicht zu tiefen Einschnitten bereit wären, müsse jetzt ein ganz tiefer Schnitt gemacht werden. Die Opel-Konzernleitung hat die Meldung ausdrücklich nicht dementiert. Das ist eine Erpressung von der Sorte, für die GM schon berüchtigt ist.
Deshalb war kein Kollege sonderlich überrascht, als der Betriebsrat heute Vormittag in Bochum Vertrauensleute zur Infostunde eingeladen hat. Die Opelaner haben guten Grund, die Geduld zu verlieren: GM hat immer leere Versprechungen gemacht, um ein Opfer nach dem anderen von den Beschäftigten abzupressen. Das Werk Antwerpen wurde dicht gemacht, die Arbeitszeiten wurden massiv flexibilisiert und die Ausbeutung verschärft.
In den letzten Tagen wurden weitere Angriffe angekündigt: In Teilen der Produktion soll die dritte Schicht abgeschafft und dann nur "bei Bedarf" durch Überstunden die Stückzahl erreicht werden. Der Anteil der Leiharbeiter soll auf 30 Prozent erhöht werden. Die Einführung von ERA soll für einzelne Arbeiter bis zu 600 Euro Lohnverlust bringen. Die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen ist in Bochum eindeutig: Ein weiterer Verzicht kommt nicht in Frage!
Manche meinten, es handele sich mit der Ankündigung von Werksschließungen um eine der üblichen rituellen Drohgebärden, um bei den Beschäftigten weitere Verschlechterungen durchzudrücken. Das ist sicher ein Aspekt, weil dies in schöner Regelmäßigkeit erfolgte, wenn neue Angriffe gestartet wurden. Allerdings muss man beachten, dass sich in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise ein neuer Einschnitt ankündigt. Eine Produktionskapazität von 1,5 Millionen Autos in Europa stößt derzeit auf eine Nachfrage von nur 900.000 Stück.
Die Autokonzerne sind im internationalen Konkurrenzkampf angesichts drohender Absatzrückgänge unter immensem Druck und wollen das durch ganze Werkschließungen, unerträgliche Steigerung der Arbeitshetze und Lohnabbau auf die Autobauer abladen. So soll das Mitsubishi-Werk in den Niederlanden geschlossen werden. Zudem werden wohl in Rüsselsheim derzeit Produktionslinien von Opel Bochum ausprobiert. Wegen dieser gnadenlosen Konkurrenz untereinander stehen die Autokonzerne keineswegs so stark da, wie sie in ihren Veröffentlichungen und Drohungen vorgeben.
Aber die Opel-Arbeiter sind heute auch besser gerüstet durch wertvolle Kampferfahrungen wie die machtvollen selbständigen Streiks in den Jahren 2002 und 2004 und die deftige Niederlage, die Opel Bochum erlebte, als der Konzern bereits beschlossene Kündigungen im Sommer zurücknehmen musste. Unter den Kollegen findet jetzt ein Klärungsprozess statt, wie die Antwort auf die neue Erpressung sein muss. Die Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Konzernvereinbarung trifft auf wachsende Zustimmung.
Es kann nicht darum gehen, nur auf das eigene Werk zu schauen, in der vagen Hoffnung, dass der Kelch vorübergeht und es die anderen trifft. Die Arbeiter müssen sich für den gemeinsamen Kampf und den Schulterschluss mit allen anderen Opel-Werken einsetzen, statt - wie Stimmen aus der Betriebsratsspitze verlautbaren ließen - zu hoffen, dass "wenigstens Bochum erhalten" bleibt. Kein Werk darf geschlossen werden! Kampf um jeden Arbeitsplatz! Stärkt die internationale Arbeitereinheit! Und dabei stehen die Opelaner nicht allein: gerade erst hat sich im Kampf der Stahlarbeiter gezeigt, welche Ausstrahlung offensive Kämpfe haben.
Die internationale Arbeitereinheit der Autobauer hat mit dem 7. Internationalen Automobilarbeiterratschlag vom 17. bis 20. Mai 2012 in München eine gute Plattform für den engen Schulterschluss über Grenzen hinweg. Dazu ist jetzt eine gute Gelegenheit, sich beim vierten bundesweiten Vorbereitungstreffen am Sonntag, den 12. Februar, von 10 bis 16 Uhr in Rüsselsheim zu treffen und zu beraten.
Nicht zuletzt haben die Opelaner in der MLPD eine verlässliche Kraft an ihrer Seite, die gerade bei Opel ihr Know-how für Arbeiterkämpfe in all den letzten Jahren gelernt und bewiesen hat. Und die als Mitglied der revolutionären Weltorganisation ICOR einen großen internationalistischen Trumpf einbringen und Kämpfe international koordinieren und revolutionieren kann. Über ICOR-Parteien können Kontakte zu Belegschaften von Autokonzernen in vielen Ländern, z.B. in den USA, geknüpft werden. Die Stärkung der MLPD-Betriebsgruppen bei Opel ist jetzt die beste Vorbereitung auf einen weiteren Kampf gegen die Erpresser in den Chefetagen bei GM und Opel.