Betrieb und Gewerkschaft

Diskussion unter Opel-Belegschaften - Kollegenzeitung "Blitz" für "unbefristeten selbständigen Streik"

Diskussion unter Opel-Belegschaften - Kollegenzeitung "Blitz" für "unbefristeten selbständigen Streik"

14.02.12 - Am 8. Februar lancierte General Motors (GM) über das "Wall Street Journal" eine Meldung zu Überlegungen für eine Produktionsverlagerung von Europa nach Südkorea. In dem Zusammenhang sei auch die Schließung der Opel-Standorte Bochum und Ellesmere Port in Großbritannien im Gespräch. Die Konzernleitung von Opel hat die Meldung ausdrücklich nicht dementiert (siehe "rf-news"-Bericht vom 8.2.12). Das ist alles andere als eine leere Drohung. In einer heute erschienenen Ausgabe von "Der Blitz", gemeinsame Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland, heißt es dazu unter der Überschrift "Unsere Geduld ist am Ende! Unbefristeter, selbständiger Streik, bis die GM-Pläne vom Tisch sind!":

"Jetzt ist das Maß endgültig voll! Letzte Woche hat GM 8 Milliarden Dollar Rekordgewinn bekannt gegeben - und einen Tag später im Kapitalistenblatt 'Wall Street Journal' die Schließung von Bochum und Ellesmere Port und 'tiefe Einschnitte' in allen europäischen werken angekündigt. Sich selbst die Taschen voll stopfen und uns noch weiter auspressen oder gleich auf die Straße werfen - das können und werden wir nicht zulassen!

Hier geht es nicht "nur" um Erpressung, um uns für den nächsten Verzicht weich zu klopfen. Mitten in der Weltwirtschaftskrise krempelt GM den ganzen Konzern um, verschärft den Kampf um die Weltmarktführung gegen VW und Toyota. Vor allem mit Chevrolet und Cadillac wollen sie den Weltmarkt beherrschen. Auf ihrem Heimatmarkt USA haben sie dafür das Lohnniveau brutal gedrückt, es liegt gerade noch über dem Existenzminimum. Zehntausende unserer Kollegen flogen dort auf die Straße. Opel soll als "regionale Marke" auf Europa beschränkt bleiben.

Dafür planen sie Auslastung bis zum Anschlag in Rüsselsheim, Gliwice und Saragossa, Schließung von Bochum, Ellesmere Port  und Eisenach. Gerade hier, wo unter dem Diktat von EU, Europäischer Zentralbank und IWF die Massen in Griechenland, Spanien oder Italien brutal ausgeraubt werden, bricht der Markt immer mehr zusammen. Uns Arbeitern  diese Folgen der kapitalistischen Krise als 'Verluste' und 'rote Zahlen' in die Schuhe schieben zu wollen, ist eine Unverschämtheit und nichts als Propaganda, um ihre Pläne zu rechtfertigen!

Was ist jetzt zu tun? Die Pläne liegen auf dem Tisch. Jetzt heißt es angreifen statt abwarten! Selbständiger, unbefristeter Streik mit klaren Forderungen ist die einzige Sprache, die verstanden wird! Völlig zurecht meinte ein Kollege der Nachtschicht schon letzte Woche: 'Alle raus auf die Wittener Straße, das ist ein harter Weg, aber das muss jetzt mal passieren.'

Das Scheinargument 'Wenn wir streiken, machen sie das Werk direkt zu' soll uns vom Kampf abhalten und uns an einen 'Klassenfrieden' binden, in dem wir immer die Verlierer sein werden. Es ist doch genau andersrum! Überall dort, wo nicht gestreikt wurde, haben sie die Werke plattgemacht - das ist die bittere Lehre aus Nokia in Bochum oder Opel Antwerpen! Ohne den selbständigen Streik 2004 mit Werksbesetzung, Torblockade und Demonstrationen gäbe es das Bochumer Werk heute nicht mehr.

Aber wir müssen auch unsere Schlussfolgerungen ziehen aus 2004: Wir brauchen eine eigene, gewählte Streikleitung, klare Forderungen und demokratische Abstimmungen - nur wir entscheiden, wenn der Kampf beginnt, wie er geführt wird und wann er beendet wird! Die IGM darf und kann einen solchen Kampf nicht führen - aber sie muss als unsere Kampforganisation den Streik unterstützen, die Solidarität organisieren. Wir brauchen ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht in Deutschland!

Die MLPD hat ihre zahlreichen Erfahrungen, wie man solche Kämpfe führt, schon mehrfach bewiesen - zuletzt erst beim Streik der Stahl-Kollegen. Als Mitgliedspartei der ICOR verfügt sie auch über die notwendigen internationalen Verbindungen, um einen solchen Kampf länderübergreifend zu führen. Dem Antikommunismus keine Chance - denn er dient nur jenen, die unseren Kampf verhindern wollen! ...

Der europaweite Streik aller GM-Arbeiter ist heute das Gebot der Stunde!"

Die Bochumer Montagsdemonstration schreibt in einer Solidaritätserklärung an die Beschäftigten von Opel unter anderem: "Vor zwei Wochen haben die Stahlarbeiter mit Streiks und der Demonstration in Bochum gezeigt, welche Kraft in der Arbeitereinheit liegt. Wir sind überzeugt: das könnt ihr mindestens ebenso gut! Und wir sind überzeugt: Das ganze Ruhrgebiet, Arbeitende und Arbeitslose (wie viele von uns), die Arbeiter in Deutschland und darüber hinaus stehen hinter euch!"