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Auch in Afghanistan: Massenproteste gegen die Besatzer, für Freiheit und Demokratie

Auch in Afghanistan: Massenproteste gegen die Besatzer, für Freiheit und Demokratie
Demonstration gegen zehn Jahre Besatzung am 7.10.2011 in Kabul

25.02.12 - Den vierten Tag in Folge dauern die Proteste in ganz Afghanistan gegen die Besatzungsmächte und die Karsai-Regierung nun schon an. Demonstrationen, zum Teil mit mehreren tausend Teilnehmern, fanden am Freitag unter anderem in Herat, Dschalalabad, Nangarhar, Gardes in der Provinz Paktia, Kunar und Khost statt. In der Hauptstadt Kabul gab es mindestens fünf verschiedene Protestzüge. Parolen wie "Tod für Obama" und "Tod für Karsai", aber auch "Es lebe der Koran" wurden gerufen. Seit Beginn der Unruhen am Dienstag wurden mindestens 28 Menschen getötet und hunderte verletzt.

Auslöser der Proteste waren Enthüllungen über Koran-Ausgaben, die US-Soldaten in eine Verbrennungsanlage geworfen hatten. Entgegen der Berichterstattung in den meisten bürgerlichen Massenmedien haben die Proteste jedoch keineswegs nur religiöse Motive. Vielmehr kulminiert in ihnen die wachsende Wut und Empörung über das faschistoide Besatzungsregime und die mit ihm kooperierende afghanische Regierung.

Immer mehr Proteste richten sich direkt gegen die Stützpunkte und Kasernen der Besatzer. In der nordafghanischen Stadt Pul-i-Chumri versuchten Demonstranten das ungarische Feldlager zu überrennen. In der Ostprovinz Laghman warfen Demonstranten Steine auf Sicherheitskräfte und zertrümmerten Fensterscheiben von Regierungsgebäuden. In der Provinzhauptstadt Mehterlam versuchten sie, das Haus des Gouverneurs anzugreifen. Auch wenn an den Demonstrationen die verschiedensten Kräfte beteiligt sind - teilweise auch islamische und reaktionäre Kräfte, die sie für ihre Ziele missbrauchen wollen -, sind sie doch in erster Linie berechtigter Ausdruck des Wunsches der breiten Massen nach Freiheit und Demokratie.

Flächendeckende Proteste gibt es auch in den von der Bundeswehr besetzten Nordprovinzen. In Kundus drangen Protestierende auf das UN-Gelände vor, wurden aber von afghanischen Polizisten zurückgedrängt. Gestern demonstrierten über 300 Menschen vor dem Bundeswehrlager in Talokan und bewarfen es mit Steinen, die den Stützpunkt daraufhin fluchtartig räumte ("rf-news" berichtete). Auch im Nachbarland Pakistan gibt es Demonstrationen.

Zwei Jahre vor ihrem offiziell geplanten Abzug stehen die westlichen Imperialisten mit ihrer Besatzungspolitik am Hindukusch vor einem Scherbenhaufen. Einst propagiert als Einsatz für "Demokratie, Freiheit, Frauenrechte und Wohlstand" ist ihre Bilanz niederschmetternd: Afghanistan liegt wirtschaftlich weltweit auf Platz 155 von 169. Es gibt kaum Industrie, 80 Prozent der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Die Arbeitslosigkeit liegt bei Jugendlichen um 47 Prozent. Hinzu kommen die vielen Familien, die Todesopfer zu beklagen haben aus zehn Jahren Krieg. Dafür laufen über Afghanistan 90 Prozent des Weltdrogengeschäfts mit Heroin und Opium, was immerhin 2,2 Millionen Menschen bei Anbau, Verarbeitung und Handel beschäftigt.

Geld, das als "Entwicklungshilfe" ins Land fließt, versickert in der Korruption der herrschenden Schicht. Der Bruder von Präsident Karsai sowie der des Vizepräsidenten erhielten Kredite von der inzwischen Pleite gegangenen Kabul-Bank. Ihre Geschäftspolitik bestand unter anderem darin, die Auszahlung von Beamtengehältern zu verzögern, um damit Zinsgewinne zu machen. Ihre Pleite kostet das afghanische Volk knapp eine Milliarde US-Dollar, ein Siebtel des Bruttoinlandsprodukts. Doch die Verantwortlichen laufen wieder frei herum und sollen "helfen, das Geld wieder zurück zu bringen".

Wenn jetzt westliche Medien behaupten das afghanische Volk als "gefährlichen Mob" bezeichnen, offenbart das nur das Verständnis von "Freiheit" und "Demokratie" der hiesigen Medienmacher und Politiker. Es ist ja gerade das afghanische Volk, das um seine Freiheit kämpft, während es den westlichen Imperialisten nie um etwas anderes als die Kontrolle eines geostrategisch zentral gelegenen Lands geht. Frieden und wirkliche Freiheit für das Volk wird es deshalb erst geben, wenn das Volk die imperialistischen Besatzer mitsamt ihren korrupten Statthalter aus dem Land jagt und eine antiimperialistisch-demokratische Ordnung mit der Perspektive des Sozialismus errichtet.