Politik
Über 5.000 Demonstranten gegen "Stuttgart 21"
Stuttgart (Korrespondenz), 20.02.12: Was war nicht alles im Vorfeld der Demonstration am 18. Februar versucht worden, den Widerstand gegen "Stuttgart 21" zu demoralisieren! Ministerpräsident Kretschmann hatte höchstpersönlich das Ende des Widerstands festgelegt, und dann die Barbarei der Zerstörung des Mittleren Schlossgartens und des denkmalgeschützten Südflügels des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Und schließlich, zwei Tage vor der Protestdemonstration, ein ominöser Kabelbrand im Rosensteintunnel, der stundenlang einen Großteil des Zugverkehrs nach Stuttgart lahmlegte. Die Polizei sah dann eilig Brandstiftung als Ursache.
Über 5.000 Demonstranten zeigten sich am 18. Februar auf dem Stuttgarter Schlossplatz völlig unbeeindruckt von diesen Versuchen, dem Widerstand das Rückgrat zu brechen. Großer Beifall für den Redebeitrag des Kolumnisten der "Stuttgarter Nachrichten", Joe Bauer, der von der "Deutschen Bahn und ihren Dienstboten im politischen Servicewagen" sprach und den Protest aufforderte, die Verhältnisse grundsätzlich in Frage zu stellen. Oder auch für die Kabarettistin Christine Prayon, die die Landesregierung als eine "Koalition der Willigen" bezeichnete.
Auf dem Demonstrationszug dann phantasievolle Schilder gegen den Ministerpräsidenten, etwa "Scheinheiliger Kretschmann" mit einem Sägeblatt als Heiligenschein oder eine Stange mit vielen leeren grünen Plastikflaschen, aber auch schwarze Trauerfahnen. Beim Anblick des zerstörten Schlossparks dann Tränen und eine stundenlange Besetzung der wichtigen Straßenkreuzung. Die ausgesucht höfliche Bitte der Polizei, die Veranstaltung sei aufgelöst, und man möge sich doch bitte in Richtung Hauptbahnhof bewegen, ging regelmäßig in gellendem Pfeifkonzert unter. Erst mit Polizeiverstärkung konnte dann die Blockade gegen 19 Uhr aufgelöst werden.
Am heutigen Montag, dem 20. Februar, wird nach einem Karnevalsumzug des Widerstands um 18 Uhr die 112. Montagskundgebung mit anschließender großer Demonstration durch die Stadt stattfinden.