Betrieb und Gewerkschaft

"Siemens, wir kommen!" - NSN-Beschäftigte demonstrieren vor der Siemens-Konzernzentrale

München (Korrespondenz), 29.02.12: Seit Verkündung der geplanten Vernichtung von mindestens 2.900 Arbeitsplätzen allein in Deutschland bei NSN (Nokia-Siemens Networks) gibt es mehrmals pro Woche Protestaktionen. Gestern um 12 Uhr versammelten sich über 2.500 Kolleginnen und Kollegen vor der Siemens-Konzernzentrale in München zu einer kämpferischen Kundgebung als konzernweitem Aktionstag. Mit dabei waren Delegationen aus allen Standorten, von Augsburg bis Leipzig, Bremen und Greifswald.

Die Siemens-Zentrale ist genau der richtige Ort für den Protest, schließlich hat Siemens jahrelang Profite aus den Kollegen heraus geholt. Aufgerufen hatte die IG Metall, sie orientierte darauf, dass Siemens das Geschäft von NSN wieder übernehmen und stärken soll. Das Hoffen auf ein Eingreifen von Siemens ist noch vorherrschend und prägte auch viele der selbst gemalten Plakate: "Nokia macht uns kaputt", "Auch wir gehören zur Siemens-Familie" und ähnliche.

In vielen Diskussionen wurde aber auch klar, dass ein wachsender Teil der Kollegen kein Vertrauen in Siemens setzt. Viele stimmten zu, dass der Kampf um jeden Arbeitsplatz gehen muss und nicht um "Standorterhaltung". Die Extra-Ausgabe der Kollegenzeitung "Elektropower" mit dem Titel "Auf Siemens hoffen oder - Kampf um JEDEN Arbeitsplatz" fand reißenden Absatz.

"Wir müssen weiter Druck machen", "Der Protest muss weiter gehen" war verbreitet zu hören, oft verbunden mit der Hoffnung, dass Siemens einlenkt, wenn genug Unruhe da ist. Viele erwarten sich auch von der IG Metall und dem von der IGM-Führung vorgeschlagenen "Sozialtarifvertrag" eine Lösung.

Gleichzeitig trifft der Vorschlag im "Elektropower" zur Vorbereitung eines selbständigen konzernweiten Streiks zunehmend auf Zustimmung, aber auch auf Unsicherheit bzw. teilweise auf Angst vor einer Zuspitzung. Hier ist ein wichtiger Klärungsprozess angestoßen. Die MLPD trat gut sichtbar mit ihrer Parteifahne auf, etliche aktuelle Ausgaben der "Roten Fahne" fanden interessierte Abnehmer.