Betrieb und Gewerkschaft

VW - ganz "sozial"?

(Korrespondenz), 03.03.12: Auf einer Konferenz des so genannten "Welt-Betriebsrates" von VW wurden die anwesenden Konzernbetriebsräte von VW, zu denen nach der Übernahme durch VW auch die von MAN gehören, auf den Kurs von VW eingeschworen, weltweit die "Nummer Eins" in der Automobilindustrie zu werden. Eine zentrale Rolle dabei spielt das Märchen vom "sozialen Mäntelchen" von VW, mit dem die Belegschaften zur Unterordnung unter die Profitjagd des VW-Konzerns gebracht werden sollen.

Besonders hervorgehoben wurde auf der Konferenz, dass bei VW kein hoher Krankenstand herrsche und insbesondere im Werk von VW im slowakischen Bratislava, der Krankenstand der 7.800 Beschäftigten dort mit knapp 1,7 Prozent extrem niedrig sei. Das ist auch einfach zu erklären. Wenn jemand erkrankt, bekommt er die ersten Tage nur 25 Prozent des Nettolohnes, danach für einige Wochen 50 Prozent gezahlt. Kein Wunder, dass viele der Kollegen, die auch den neuen VW-Up bauen, krank zur Arbeit gehen.

Eine wichtige Rolle, die deutsche VW-Belegschaft an VW zu binden, ist auch das Leasing-Geschäft für Werksangehörige. Fahrzeuge von VW und Audi können von Angehörigen des VW-Konzerns zwischen sechs und neun Monaten geleast werden, ohne Anzahlung. Steuern und Versicherung inklusive, zu monatlichen Raten von einem Prozent des Verkaufspreises, zusätzlich diverser Boni, wenn man sein bisheriges Fahrzeug abgibt, egal welcher Marke. 

So treibt VW die Absatzzahlen für die Weltöffentlichkeit hoch und will die Beschäftigten an den Konzern binden. Kaum von VW übernommen, wurden an den deutschen MAN-Standorten Leasing-Büros von VW eingerichtet und die Werbetrommel für dieses "soziale Angebot" gerührt. VW sichert sich so Abnehmer, denn ist der Vertrag abgelaufen, hat man kein Fahrzeug mehr, muss also wieder einen VW leasen. Aber man kann davon ausgehen, dass die ungeheure Blase von ehemaligen Leasing-Fahrzeugen, die alle sechs bis neun Monate den Automarkt überschwemmen, genauso platzen wird wie die Spekulationsblase, die 2008 zum Ausbruch der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise führte.