Umwelt

Ein Jahr nach Fukushima: Protest und Gedenken

11.03.12 - Heute vor einem Jahr wurde Japan von einer verheerenden Katastrophe getroffen: Ein Erdbeben und ein schwerer Tsunami verwüsteten Teile der Ostküste - 16.000 Menschen starben unmittelbar. Schon am Abend des Erdbebens ereignete sich im Atomkraftwerk von Fukushima eine verheerende Reaktorkatastrophe, in drei Reaktoren trat eine Kernschmelze ein, d.h. der Super-GAU. Überall wird heute in zahlreichen Ländern der Opfer der Katastrophe in Japan gedacht - und weltweit gab es Proteste gegen den Einsatz der Atomenergie. Es ist ein Tag der Trauer und des Gedenkens, aber auch ein Tag des Kampfs gegen die Atomkraftwerke.

6.000 Demonstranten forderten heute in Tokio die Schließung aller Atomkraftwerke und vom Übermonopol und Fukushima-Betreiber TEPCO richtige Entschädigungen. "Wir nehmen nicht hin, dass das Unternehmen versucht, mit den kleinstmöglichen Entschädigungszahlungen davonzukommen", so ein Sprecher. Die ICOR und der ILPS haben im Rahmen ihrer weltweiten Kampagne zur Stilllegung aller Atomanlagen und zum Anlass des internationalen Kampftags einen Aufruf herausgegeben und ein Manifest, unter das weltweit Millionen von Unterschriften gesammelt werden sollen.

Heute wird in Deutschland bei den sechs großen Demonstrationen zum Fukushima-Jahrestag mit der Unterschriftensammlung begonnen. Hier demonstrierten heute mindestens 22.000 Menschen für die Stilllegung der Atomkraftwerke, heute Abend werden weitere 20.000 bei einer Menschenkette um ASSE und Schacht Konrad erwartet.

In einem Telefonbericht von der Demonstration in Gronau heißt es: "An diesem Manifest zeigen sehr viele Interesse, es wird gut unterstützt. Überhaupt fällt ein großes Interesse der Demonstranten an Auseinandersetzung auf, viele kommen zum MLPD-Stand, diskutieren über grundsätzliche Fragen, über Perspektiven. Es sind 3.500 bis 4.000 Demonstranten da, die zweitgrößte Demo hier seit Fukushima. Es ist ein buntes Fahnenmeer, Grüne, Linke, Klimabündnisse, Anti-Atominitiativen, natürlich auch die MLPD mit MLPD/ICOR-Fahnen. Auf verschiedenen Transparenten werden Rösler und Röttgen als Klimakiller dargestellt, die MLPD trägt das Transparent 'Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft'. Viel Jugend ist zu sehen, darunter natürlich auch Rebellen, z.B. mit einem Sandwich 'Gib Antikommunismus keine Chance'. Die Demo wird von Bauern mit ca. 20 Treckern angeführt."

Rund 5.000 Menschen demonstrierten in Neckarwestheim: "Viele Bündnisse sind hier aus verschiedenen Städten in Süddeutschland, die Region ist protesterprobt, das merkt man. Es gibt am Rande der Demo zahlreiche eindrucksvolle Aktionen, die Leute lassen sich was einfallen. Z.B. werden Geigerzähler-Geräusche über Lautsprecher verstärkt. Es sind sehr viele Jugendliche da. Neben der kämpferischen Stimmung spielt aber auch das Gedenken an die Opfer eine wichtige Rolle." Je 3.000 demonstrierten in Brokdorf und Gundremmingen, in Hannover über 7.000.

Monatelang hatte der Betreiber des AKW Fukushima, das japanische Übermonopol TEPCO, das Ausmaß der Katastrophe systematisch vertuscht. Die ZDF-Sendung "Die Fukushima-Lüge" vom 7. März deckte auf, dass TEPCO bereits Tage vor der Katastrophe eine Erdbeben- und Tsunami-Warnung erhielt und diese unterdrückte. Eine mafiöse Verschmelzung von Atomindustrie, Regierung und gekauften Wissenschaftlern, in Japan als "Atomdorf" bezeichnet, hat jahrelang Pannen und Reaktorunglücke vertuscht, Prüfberichte über defekte Teile gefälscht und aus reiner Profitgier das AKW Fukushima in einer besonders Tsunami-gefährdeten Lage gebaut.

Japans Ex-Premier Naoto Kan, der nach der Katastrophe zurücktreten musste, weil er anfing, sich mit TEPCO anzulegen, äußerte in dem ZDF-Interview, das "Atomdorf" würde das ganze Land inklusive der Medien beherrschen. Die Wahrheit ist, dass das weltweit allein herrschende Finanzkapital für Superprofite aus dem Atomgeschäft buchstäblich über Leichen geht! 

Aber auch die weltweite Umweltbewegung und der Widerstand gegen die Atompolitik der Herrschenden haben sich in der Folge von Fukushima deutlich belebt. So konnte in Deutschland von einer Hunderttausende Menschen umfassenden Anti-AKW-Bewegung durchgesetzt werden, dass acht Atomkraftwerke stillgelegt wurden. Von Seiten der Regierung wurde so versucht, die Umweltbewegung kleinzukriegen. Dass das nicht gelungen ist, zeigte sich heute bei den großen Protesten!

Das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung ist gewachsen und Wachsamkeit ist auch dringend nötig: Nur ein Jahr nach Fukushima will die Regierung auf Druck der Energiemonopole die Förderung für die Solarenergie kürzen! Laut ZDF-Politbarometer sind auch heute noch über 75 Prozent der Befragten für den umfassenden Atomausstieg, und über 60 Prozent kritisieren den "Roll-Back" der Bundesregierung bei der Solarenergie.

Auch die Montagsdemobewegung hat dazu aufgerufen, sich an den Anti-AKW-Protesten heute zu beteiligen. Für morgen haben sich viele Montagsdemonstranten vorgenommen, das zum Thema zu machen und  Unterschriften zu sammeln unter das Manifest. Am 6. August, dem Hiroshima-Jahrestag, soll dieses Manifest, das auch Verbot und Vernichtung aller ABC-Waffen fordert, der UNO übergeben werden. Wir bitten alle Leser von "rf-news", diese Aktion zu ihrer eigenen zu machen und tatkräftig in Betrieb und Gewerkschaft, im Wohngebiet, in Schule und Hochschule, Familie und Freundeskreis Unterschriften zu sammeln.