Betrieb und Gewerkschaft

Bergbau: "Massenentlassungen - beschlossene Sache?"

07.03.12 - Unter dieser Überschrift heißt es im Hauptartikel des neu erschienenen "Vortrieb", Bergarbeiterzeitung aller Schachtanlagen und weiteren Bergbaubetriebe der RAG:

Am 8. März sollen sich die 1.700 "Briefempfänger" der Jahrgänge ab 1973 (unter Tage) und 1980 (über Tage) versammeln, um zu erfahren, wie es mit ihrem Job bestellt ist. Hinter verschlossenen Türen wurde zwischen RAG, IGBCE-Vorstand und Betriebsratsspitze ausgemauschelt, dass die sogenannten "Briefempfänger" nicht mehr auf den Zechen angelegt bleiben sollen, sondern in den Zentralbereich der RAG versetzt werden. Für sie soll ein extra Tarifvertrag gelten, der an die berüchtigten Regelungen angelehnt ist, die 2008 für die endgültige Abwicklung des Bergbaus an der Saar eingeführt wurden.

Ein davon betroffener Kumpel von der Saar fasst seine Erfahrungen so zusammen: "Aus Kumpels wurden Wanderarbeiter gemacht - ohne Rücksicht auf unsere Familien." Hinter dem trügerischen Wort "Arbeitsangebot" verbirgt sich der Zwang, zu einer von der RAG ausgesuchten Beschäftigung in einer beliebigen Firma außerhalb des Bergbaus wechseln zu müssen. Eine niedrigere Lohngruppe oder weitere Fahrtwege sollen nicht als Hinderungsgrund gelten.

Dass die RAG in einer Übergangszeit die Differenz zum bisherigen Gehalt draufzahlt, bedeutet keine dauerhafte Perspektive. Denn was kommt anschließend oder wenn einen die neue Firma dann ganz auf die Straße setzt? Eine Frechheit ist, dass Kumpels nach der Ablehnung des zweiten "Arbeitsangebots" ausdrücklich und "betriebsbedingt" gekündigt werden können.

Zugleich will die RAG 300 von 750 Jungbergleuten mitteilen, dass ihre Zeitverträge nicht verlängert werden. Das sind Massenentlassungen, die es nach dem Kohlevertrag angeblich nicht geben wird.

Die Zeche West wird vorzeitig stillgelegt. Eine Vortriebskolonne mit 50 Kumpels soll von Marl nach Prosper verlegt werden. Das Verlegungskarussell dreht sich wieder. Inzwischen ist die Zahl der Ausbildungsplätze bei der RAG halbiert. Unter den Kumpels gärt es. So haben sie sich den vermeintlich "sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen" nicht vorgestellt. Ohne gleichwertige Arbeitsplätze kann davon ohnehin nicht die Rede sein.

Die Kumpels haben ihre Kampfkraft noch nicht vergessen. Es wird Zeit, diese verstärkt in die Waagschale zu werfen. Nur so können wir gewinnen!

Glück Auf!