Betrieb und Gewerkschaft
Stuttgart: Schlecker-Beschäftigte protestieren
Stuttgart (Korrespondenz), 09.03.12: Am 8. März fand im Stuttgarter DGB-Haus eine Betriebsversammlung von Schlecker-Beschäftigten statt. Sie wurde für eine Protestkundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz gegen die drohenden Entlassungen unterbrochen, an der rund 150 Frauen teilnahmen. Während der Verdi-Kreisvorsitzende Bernd Riexinger den Protestierenden die volle gewerkschaftliche Solidarität zusicherte, orientierte ein katholischer Betriebsseelsorger auf die Zeit nach den drohenden Massenentlassungen.
Viel Beifall gab es für den Auftritt der baden-württembergischen Sozialministerin Altpeter, die in ihrem Redebeitrag um Vertrauen in den "Kampf" der Landesregierung warb und vom Versuch sprach, die Zahlung von öffentlichen Geldern für die Rettung von Arbeitsplätzen bei Schlecker zu ermöglichen. Das ist allerdings ein illusionäres Versprechen, das von der Notwendigkeit des Kampfs um jeden Arbeitsplatz ablenken soll.
Bei Gesprächen von "rf-news" nach dem Ende der Kundgebung mit Kundgebungsteilnehmerinnen wurde deutlich, welche katastrophalen Folgen Entlassungen besonders für allein erziehende Frauen hätten. Viele Frauen würden bei Entlassungen sofort von Hartz IV betroffen, so gering sind ihre Löhne bei Schlecker. Andererseits war es der Sozialministerin doch gelungen, Hoffnung zu verbreiten: Öffentliche Gelder könnten vielleicht dazu beitragen, Massenentlassungen zu verzögern, bis sich ein neuer Investor gefunden hat. "Das hoffen wir zumindest", meinten einige Frauen.
Zweifel gab es dagegen an der Möglichkeit eines Streiks zum Kampf um jeden Arbeitsplatz: Die Zersplitterung in viele kleine Filialen und der vergleichsweise geringe Organisationsgrad bei Verdi wurden als Haupthindernisse genannt, obwohl ein Arbeitskampf nicht grundsätzlich abgelehnt wurde. Hier braucht es noch einiges an Überzeugungs- und Organisationsarbeit.