Betrieb und Gewerkschaft

Öffentlicher Dienst: Mieses Angebot und große Kampfbereitschaft

13.03.12 - Zigtausende Verdi-Beschäftigte haben in Warnstreiks gezeigt, dass sie entschlossen sind, ihre Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn bzw. mindestens 200 Euro durchzusetzen. Gestern Abend wurden die Tarifverhandlungen ergebnislos abgebrochen, Verdi lehnte das erste Angebot von Innenminister Friedrich ab: 3,3 Prozent in zwei Stufen für 24 Monate. Aus Hannover erhielten wir eine Korrespondenz über den Warnstreik am Donnerstag letzter Woche:

"15.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst in Niedersachsen, davon über 7.000 in Hannover, beteiligten sich am Warnstreik. Alle kommunalen Betriebe und der Region wurden bestreikt: Sparkassen, Arbeitsagentur, Stadtwerke, Klinikum Region Hannover, Stadtverwaltung, Bundesanstalt Geowissenschaften, Bundeswehr-Bereichsverwaltung, Staatstheater... Busse und Bahnen fuhren nicht. Den Auftakt der Streikversammlung machten die Azubis aus dem Klinikum und von der Müllabfuhr, die selbstbewusst die 'bedingungslose und unbefristete Übernahme' forderten.

Die Üstra (Straßenbahn von Hannover) hatte noch bis zum Schluss versucht, den Streik gerichtlich zu verbieten. Damit sind sie nicht durchgekommen! Die Üstra-Fahrer haben ihr Recht auf Streik durchgesetzt! Als Reaktion auf diese unverschämte Provokation hatten die Beschäftigten von 'aha' (Müllabfuhr) ihren Streik auf 24 Stunden verlängert. Der Vertrauenskörperleiter von Verdi bei der Üstra vertrat die 600 streikenden Kollegen auf der Bühne. Sie bekommen 1.900 Euro brutto, freiwillige Samstagsschichten werden mit der untersten Überstundenstufe bezahlt. In die nächste Stufe kommt man erst nach 25 Jahren. Da werden die Fahrer aber schon ausgemustert. Aufstocker und Kollegen, die zur Tafel gehen, sind keine Seltenheit mehr.

Brigitte Horn, bei Verdi zuständig für die Beschäftigten der Diakonie, überbrachte die Solidarität und berichtete von dem Kampf um das Streikrecht und Tarifverträge, den die Kolleginnen und Kollegen begonnen haben. Das bekam besonders viel Beifall. Einfallsreiche selbst gemalte Schilder kamen besonders gut an: 'Das System ist krank – Morbus Maximalprofit – Therapie: gemeinsam dem Übel an die Wurzel gehen!' Ein als Teufel verkleideter Streikender hielt ein Schild: 'Teuflisch gutes Geld für teuflisch gute Arbeit, sonst machen wir euch die Hölle heiß!'"