Umwelt

UN-Wasserkonferenz eröffnet Blick auf ein dramatisches Umweltszenario

17.03.12 - Rund 20. 000 Teilnehmer aus etwa 180 Ländern haben sich zum sechstägigen Weltwasserforum der UNO in Marseille getroffen, das gestern zu Ende ging. Es ist die 5. internationale Konferenz in dieser Größenordnung seit 1997. Wie auch auf allen bisherigen kamen wiederum die Hauptbetroffenen nicht selbst zu Wort. Vielmehr wurde das Forum zu einem Schaulaufen der führenden Repräsentanten des Internationalen Finanzkapitals: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der Präsident der europäischen Kommission, José Manuel Barroso, König Mohammed VI von Marokko und Firmenchefs von Nestlé und Coca Cola und andere machten ihre Aufwartungen. Aktive Umweltschützer hatten damit gerechnet und organisierten parallel eine alternative Wasserkonferenz.

Der Bericht von den Vereinten Nationen zum Auftakt der UN-Konferenz über die Situation der globalen Wasserreserven und ihrer Nutzung zeichnete ein dramatisches Bild: Die Ressource Wasser wird immer knapper. Das wird in erster Linie auf "Verschwendung, Missmanagement und ineffizienter Bewässerung" zurückgeführt. Im Jahr 2015 wird über eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Besonders in den Megastädten werde die Lage immer prekärer, heißt es im Bericht. Die Entwicklung der Abwassersysteme hält mit dem Wachstum der urbanen Bevölkerung nicht mit.

Die Umweltorganisation WWF spricht in einer eigenen Studie, die im Vorfeld der Konferenz erschien, deutlicher von einer "Verschärfung der weltweiten Wasserkrise". Neun Staaten der Erde, nämlich Brasilien, Russland, China, Kanada, Indonesien, Indien, Kolumbien, die Demokratische Republik Kongo und die USA, sind im Besitz von über 60 Prozent der weltweit verfügbaren Süßwasservorkommen. Die Tatsache, dass in der Mehrheit der Länder der Welt sauberes Süßwasser knapp ist, führt in vielen Regionen zur Ausbreitung ansteckender Volkskrankheiten mangels Hygiene, Landflucht, Kollaps der Landwirtschaft bis hin zum drohenden Zusammenbrechen des Tourismus in einigen beliebten Urlaubsregionen.

Internationale Konzerne haben Wasser längst als Ware für Profitmacherei, für Spekulation und auch als politisches Druckmittel entdeckt. Zwischenimperialistische Kriege um Wasservorkommen sind nicht mehr ausgeschlossen. So liegt unter Libyen eines der größten Süßwasserreservoire der Erde und künftig werden nicht nur Ölvorkommen Anlass für imperialistische Begierden und Erpressungen sein. Von allen bisherigen Konferenzen brachte auch dies UN-Forum wieder nur völlig unverbindliche Resultate und bloße Lippenbekenntnisse über das "Menschenrecht auf Wasser" und die "Verantwortung über das Gemeinschaftsgut Wasser". Deshalb steht auch der Weltwasserrat, der die UN-Konferenz organisiert hat, zunehmend in der Kritik. Die Veranstalter des Alternativen Weltwasserforums bezeichneten ihn als das "Sprachrohr multinationaler Konzerne und der Weltbank". 

Die Weltwasserkrise ist eine Seite der weltweiten Umweltkrise, die im Übergang zu einer globalen Umweltkatastrophe ist. Der legendäre Wasserkrieg der Bewohner von Cochabamba (Bolivien) im Jahr 2000 um das Trinkwasser, den sie mutig gegen Polizei- und Armeegewalt geführt haben, war ein wichtiges Signal für den weltweiten aktiven Widerstand zur Rettung der Umwelt vor der kapitalistischen Profitwirtschaft. 

Die Umweltstiftung WWF fürchtet eine Zuspitzung der globalen Widersprüche: "Eine Verschärfung der weltweiten Wasserkrise wird die öffentlichen Gesundheitskosten steigen lassen, die wirtschaftliche Entwicklung ausbremsen, ökologische Probleme verschärfen und zu schwerwiegenden sozialen und geopolitischen Spannungen und Konflikten führen", erklärte ihr Wasserexperte Martin Geiger.  Allerdings muss man bei den "sozialen Spannungen" zwischen der Unterdrückung und Aggression der Herrschenden und dem berechtigten notwendigen Kampf der Massen gegen sie für sauberes Wasser und ein menschenwürdiges Leben auf der Erde streng unterscheiden. Letzteres wird erst dann zur Wirklichkeit, wenn die kapitalistische Profitwirtschaft beseitigt und lebensnotwendige Naturstoffe wie Wasser im Sozialismus keine Ware mehr sind. Dann kann eine gerechte Verteilung auf der Grundlage der Berücksichtigung der Bedürfnisse der ganzen Gesellschaft organisiert werden.