International

25.000 demonstrierten gegen den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan

Bochum (Korrespondenz), 20.03.12: Der Anlass war die "grandiose" Idee eines Bochumer "Eventmanagers", ausgerechnet den türkischen Regierungschef mit einem Preis für "Geradlinigkeit, Menschlichkeit und Toleranz" auszuzeichnen. Die Realität zeichnet ihn verantwortlich für 6.500 politische Gefangene seit 2009, darunter sechs ins zentrale Parlament gewählte Volksvertreter, 17 Bürgermeister, hunderte Gewerkschafter, über 1.000 Aktivistinnen der Frauenbewegung und über 100 Journalisten und für zahlreiche von Soldaten ermordete Menschen in den kurdischen Gebieten.

Dagegen gab es die größte Demonstration in Bochum seit dem Opelstreik 2004: Aleviten, eine Religionsgemeinschaft, die in der Türkei brutal unterdrückt wird, waren mit rund 22.000 Leuten zunächst ins Ruhrstadion und dann auf die Straßen gegangen. Kurdische Organisationen hatten rund 3.000 bis 4.000 Teilnehmer mobilisiert. Deutlich zu spüren war der Wunsch nach Einheit zwischen den Migrantenorganisationen unterschiedlicher Nationalitäten: So wurde unter anderem eine kleine Gruppe von Armeniern eingeladen, ein Grußwort zu halten.

Sie waren alle gekommen, obwohl Erdogan die "Ehrung" abgesagt hatte. Es hieß, er sei kurzfristig zum Hindukusch geflogen wegen eines Hubschrauberabsturzes mit türkischen Soldaten. Viele feierten stolz ihren Sieg und Erdogans "Flucht". Das ersparte der Bochumer SPD auch eine Blamage: denn die Festrede für Erdogan wollte ausgerechnet Exkanzler Gerhard Schröder halten.

Es gab von uns reichlich Gespräche über den Sozialismus und die MLPD. Dabei weckte die im Dezember 2011 erschienene türkische Übersetzung der "Götterdämmerung über der 'neuen Weltordnung'" bei vielen Neugier. Zwei kauften es, andere wollten es bei "den Genossen am Ort" kaufen. Zwei berichteten, dass der kurdische Verlag "Mesopotamien" jetzt das Buch vertreibt und sie es dort kaufen.

Die internationale Weltorganisation revolutionärer Organisationen und Parteien, ICOR, war für einige schon ein Begriff und es gab Anerkennung, dass die MLPD dabei aktiv mitwirkt. Das unterstrichen sie durch Spenden für die ICOR und den Kauf der "Rote-Fahne"-Sondernummer zur ICOR. Einer meinte: "Es ist gut, dass Revolutionäre international besser zusammen arbeiten, anders werden wir mit solchen Leuten (gemeint war Erdogan) auch nicht fertig."