Betrieb und Gewerkschaft

Betriebsversammlung bei Ford Köln: "Ein kämpferischer Geist ist weit verbreitet"

Köln (Korrespondenz), 20.03.12: Gestern fand die erste Betriebsversammlung im Jahr 2012 bei Ford in Köln statt. Die Geschäftsleitung trug die schwankende Entwicklung von Ford Europa vor, betonte mehrfach, dass Ford mit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontiert ist und trotz einem weltweiten Nettogewinn der Ford Motor Company unter immer mehr Kollegen in den Autowerken von über 20 Milliarden US-Dollar in 2011 in Europa vor allem "gespart" werden müsse.

Das sehen die meisten Kollegen anders. Ein kämpferischer Geist ist weit verbreitet. Während in vielen Automobilbetrieben in Deutschland und auch bei Ford in den USA saftige Prämien an die Kollegen gezahlt werden, sich Manager und Politiker eifrig bedienen, sollen sich die europäischen Ford-Kollegen wegen einem Minus von 27 Millionen US-Dollar für Ford Europa in 2011 und einem erwarteten Verlust von 500 bis 600 Millionen US-Dollar für 2012 brav zurückhalten.

Dieser Rechnung der Geschäftsleitung erteilte der Betriebsrat eine Absage. Die Kollegen haben nicht das Geld genommen und in ein neues Werk in Rumänien gesteckt, die Produktion von verschiedenen Modellen ausgelagert und damit auf einen wachsenden Automobilmarkt spekuliert. Während der Betriebsratsvorsitzende meinte, wir könnten darauf hoffen, noch "mit einem blauen Auge" davon zu kommen, forderte ein Kollege, dass mit einer Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich alle Arbeitsplätze auf Kosten der Profite gesichert werden – und sogar noch neue geschaffen könnten. Das habe die Kurzarbeit ja schon bewiesen.

Einhellig wurden die Forderungen der IG Metall für die kommende Tarifrunde bekräftigt. Für die Lohnforderung von 6,5 Prozent, die unbefristete Übernahme der Auszubildenden und die Besserstellung der Leiharbeiter sind viele Kollegen bereit zu kämpfen. Eine Kollegin wies darauf hin: Wenn die Bänder nur eine Minute stehen, werden die Chefs ja schon nervös, wie ist das erst wenn wir 24-Stunden-Warnstreiks machen? (...)

Als Möglichkeit, sich mit Automobilarbeitern aus der ganzen Welt zu beraten, wurde der Internationale Automobilarbeiterratschlag vorgestellt, der vom 17. bis 20. Mai in München stattfindet, und zur Teilnahme eingeladen.