International
Hungersnot in der Sahelzone und die "humanitäre Hilfe"
21.03.12 - Mehr als zehn Millionen Menschen sind in der Sahel-Zone akut von Hunger bedroht, es könnten bis zu 15 Millionen werden. Darunter sind 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren. Besonders betroffen sind die Länder Tschad, Mali, Niger und Burkina Faso. Die dramatische Entwicklung wird durch Zusammenwirken mehrerer Faktoren verursacht: Die extremen Klimaschwankungen zwischen Dürre und Regenfluten lassen das Saatgut verdorren lassen bzw. spülen es weg, so dass die Ernten drastisch zurückgingen.
Die Lebensmittelpreise haben sich seit Dezember verdoppelt. In Niger kostete ein 100-Kilo-Sack Hirse vor wenigen Monaten umgerechnet noch 25 Euro, jetzt 50 - nahezu unbezahlbar bei Monatslöhnen von 60 bis 75 Euro für Arbeiter, die oft eine große Familie ernähren müssen. In Mali sind über 120.000 Menschen auf der Flucht vor der Armee, die mit Gewalt gegen Tuareg-Rebellen vorgeht. Des weiteren müssen die betroffenen Länder zusätzlich Menschen aufnehmen, die vor der Verfolgung aus den Nachbarregionen Elfenbeinküste und Libyen geflohen sind.
Die Bundesregierung hat ein humanitäres Hilfsprogramm von 12 Millionen Euro beschlossen und will es auf 20 Millionen erhöhen. Laut UNO werden allein für die akute Nothilfe mindestens 530 Millionen Euro benötigt, für Essen, Wasser und Medikamente. In Verbindung mit dem "humanitären Hilfsprogramm" hat die Bundesregierung auch eine "Sahel Task Force" eingerichtet, die sich mit "politischen, sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Fragestellungen für die Sahel-Region" befassen soll.
Hintergrund ist in Wahrheit eine imperialistische Strategie, wie Deutschland seine Position im Sahel gegenüber den westlichen Konkurrenten stärken kann. Man müsse sich, heißt es in Berlin, gegenüber den USA und Frankreich, die unter starkem Rückgriff auf das Militär operierten, als "friedliche" Macht profilieren. Tatsächlich stützen sich aber auch die Berliner Strategien auf militärische Elemente - und auf eine enge Kooperation mit dem Militärregime in Algerien.