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Griechische Stahlarbeiter streiken seit über 150 Tagen - Symbol des wachsenden Kampfwillens im griechischen Volk

Griechische Stahlarbeiter streiken seit über 150 Tagen - Symbol des wachsenden Kampfwillens im griechischen Volk
Die streikenden Stahlarbeiter auf der Massendemonstration am 11. Februar in Athen (rf-foto)

03.04.12 - Seit über 150 Tagen stehen 400 Stahlarbeiter von "Helliniki Halyvourgia" im Industriegebiet Aspropirgos der Region Elefsina-Megara im Streik. Die Stahlarbeiter in der Region sind seit Jahrzehnten kampferprobt. Bereits vor 32 Jahren gelang es der Belegschaft, einen sechsmonatigen Streik gegen Entlassungen erfolgreich abzuschließen. Diese Stahlarbeiter sind zu einem Symbol des Kampfes für Freiheit und Demokratie geworden. Eine breite Welle der Sympathie und Solidarität geht durch das ganze Land. Sie wurden begeistert auf der großen Demonstration in Athen empfangen, wo trotz massiver Polizeigewalt nahezu eine Million Menschen am 11. und 12. Februar gegen das menschenfeindliche Krisenprogramm der griechischen Regierung auf die Straße gingen. Ein griechischer Arbeiter berichtet "rf-news":

"Das kämpfende griechische Volk beugt sich nicht dem Diktat von EU, IWF und Troika. 'Wir bezahlen Eure Krise nicht, Regierung der Verbrecher von IWF und Troika verschwindet, wir brauchen euch nicht, wir können selbst unser Leben bestimmen', das ist die vorherrschende Meinung unter den Werktätigen. Die Generalversammlung der Belegschaft von 'Helliniki Halyvourgia' hatte die von der Geschäftsleitung angekündigte Kurzarbeit und Lohnkürzung zurückgewiesen. Die Arbeiter sollen statt acht nur noch fünf Stunden arbeiten und 40 Prozent weniger Lohn erhalten.

Dabei hat sich die Produktion in einem Jahr um 70.000 Tonnen erhöht, der Profit der Fabrik wurde jährlich gesteigert. Tägliche Unfälle prägen das Bild in der Fabrik, in den letzten 30 Jahren kamen sieben Arbeiter ums Leben. Nach dem Beschluss der Belegschaft entließ die Geschäftsleitung am 31. Oktober und 1. November 34 Kollegen, bis heute weitere 59. Schließlich gingen die Stahlarbeiter in einen unbefristeten Streik. Sie fordern die Wiedereinstellung der Gekündigten und die Rücknahme von Lohnkürzungen und Kurzarbeit. Alle wichtigen Entscheidungen wie Fortsetzung des Streiks, Reaktion auf die Angebote der Arbeitgeber oder Veröffentlichungen der Belegschaft, werden auf der wöchentlich stattfindenden Streikversammlung entschieden.

Die Kollegen bekommen seither keinen Lohn. Es gibt kein Streikgeld. Um die Solidarität zu organisieren, werden Kundgebungen und Konzerte durchgeführt. Es gab auch einen eintägigen Generalstreik in der Region, um den Forderungen der Stahlarbeiter Nachdruck zu verleihen. Immer wieder kommen Schüler aus den umliegenden Schulen vorbei, um ihre Solidarität zu zeigen. In Amaliada, einer weiter nördlich gelegenen Stadt desselben Bezirks, organisierten die Anwohner einen LKW, der große Mengen Kartoffeln, Tomaten und Obst zum Werkstor brachte. Das Streikkomitee hat auch ein Streikkonto eingerichtet, um den größten finanziellen Nöten der Kolleginnen und Kollegen begegnen zu können.

Die Stimmung der Streikenden an den Toren ist angesichts der breiten Unterstützung durch die Bevölkerung kämpferisch und sehr optimistisch. Musik aus dem Kulturschatz des Widerstandes gegen die Militärdiktatur motiviert alle zum Tanzen. Der gemeinsame Tanz ist inzwischen fester Bestandteil der Streikkultur. National bekannte Künstler haben öffentlich für die Betroffenen Partei ergriffen, und und haben die Streikenden besucht. So hat auch die Athener Oper auf dem Werksgelände ein Konzert gegeben. Die Silvesternacht verbrachte ein Großteil der Streikenden zusammen mit Familienangehörigen und Freunden in der bestreikten Fabrik.

Der Zusammenhalt unter den Arbeitern ist enorm. Aber die Gegenmaßnahmen und Repressalien der Unternehmensleitung nehmen zu. Kürzlich wurde ein Angehöriger des Wachdienstes entlassen, weil er die Werksleitung nicht über ein Auto informierte, das Brennholz für die Streikenden ins Werkgelände brachte. Es werden Gerüchte gestreut, dass das Werk demnächst ganz geschlossen wird, wenn der Streik nicht aufhört. Sie hoffen, dass die Diskussion solch unsinniger Angebote die Streikenden ermüdet und der Streik sich dann irgendwann totlaufen wird. 

Der Stahlkonzernbesitzer Manesis hatte zwischenzeitlich versprochen, die Kurzarbeit nur drei Monate laufen zu lassen, um den Streik zu brechen. Die Stahlkocher bezeichneten dies umgehend als Köder, um die Lohnkürzungen und Entlassungen dauerhaft durchzusetzen. Die Streikenden weisen die unglaubwürdigen Angebote des Stahlkapitalisten als Drohung und Erpressung zurück und erklären entschieden die Fortsetzung ihres Arbeitskampfes: 'Für uns Stahlarbeiter gibt es kein Zurück, weil wir von 500 Euro nicht leben können." 

Auch international entwickelt sich die Solidarität. Aus den Niederlanden, Russland, Pakistan und Malaysia kommen Geld- und Sachspenden. Die Sympathie mit dem Kampf des griechischen Volkes wächst auch in Deutschland. Trotz der verleumderischen Hetze in den bürgerlichen Medien wird immer deutlicher, dass das Volk diese Krise nicht zu verantworten hat. Von den ersten 78 Milliarden Euro, die nach Griechenland geflossen sind, gingen 75 Milliarden direkt an die Banken. Mit dem neuen volksfeindlichen Programm wird sich die Situation noch weiter verschärfen. Bereits jetzt ist jeder zweite Jugendliche arbeitslos.

Über 60 Besucher waren auf einer Veranstaltung von "Solidarität International" am 30. März in Gelsenkirchen-Ückendorf unter den Motto "Wir sind alle Griechen". Die Veranstaltung brachte 270 Euro Solidaritätsspenden für den unbeugsamen Kampf der Stahlarbeiter. 

Organisiert auch hier in Deutschland  in den Betrieben die Solidarität durch Solidaritätserklärungen und Spendensammlungen. Entsendet Delegationen für Solidaritätsbesuche und stärkt den kämpfenden griechischen Stahlarbeitern den Rücken!

Spendenkonten:

Konto des Gewerkschaftskassierers von Chalyvourgiki:
DIMITRIS LIAKOS
IBAN: GR40 0110 2000 0000 2006 2330 152
BIC: ETHNGRAAXXX
NATIONAL BANK OF GREECE S.A
Vermerk: Stahlarbeiterstreik

oder

Konto der PAME, (zuständige Gewerkschaft) die seit einigen Wochen eine Spendenkampagne für die Stahlarbeiter durchführt und regelmäßig das gesammelte Geld an die Gewerkschaft übergibt sowie Spendenquittungen ausstellt:

PATOULIAS ATHANASIOS BALOU ALEKSANDRA
IBAN: GR1001101460000014676252191
SWIFT CODE (BIC) ETHNGRAA
ΕΘΝΙΚΗ ΤΡΑΠΕΖΑ ΤΗΣ ΕΛΛΑΔΟΣ (NATIONAL BANK OF GREECE)
146/762521-91
Vermerk: Stahlarbeiterstreik

Grußadressen an PAME:

E-Mail: international@pamehellas.gr
FAX Somatio (Direkt Stahlarbeiter): 0030 210 55 78 360

Adresse und Telefon der zuständige Gewerkschaft PAME:

ΠΑΝΕΡΓΑΤΙΚΟ ΑΓΩΝΙΣΤΙΚΟ ΜΕΤΩΠΟ
Αγ.Φιλοθέης 5β, 10556 Αθήνα
Τηλ: 210.3305219, 210.3301842, 210.3301847
Fax 210.3802864
ηλεκτρονικό ταχυδρομείο: pame@pamehellas.gr