Umwelt

Insolvenz des ehemaligen Solar-Weltmarktführers Q-Cells in Bitterfeld-Wolfen

04.04.12 - Gestern hat der zehntgrößte Solarzellen-Hersteller der Welt Insolvenz angemeldet. "Pack einem nackten Mann in die Tasche!?" - das ist das letzte "Argument", das die Herrschenden jetzt auspacken: Q-Cells hat im Jahr 2011 ein Viertel seines Umsatzes eingebüßt und weist bei nun einer Milliarde Euro Umsatz angeblich 846 Millionen Euro als "Verlust" aus. In einer Korrespondenz aus Bitterfeld-Wolfen heißt es dazu:

"Insolvenzverwalter Görg - allseits bekannt von der Quelle-Kaufhof-Pleite - befindet sich bereits seit Wochen im Unternehmen. Seine Hauptaufgabe soll darin bestehen, die Pfründe der größten 'Investoren' zu sichern – auf Kosten vor allem der noch beschäftigten Kolleginnen und Kollegen. Diese haben sich die Subventionen und Gewerbesteuer-Befreiungen eingestrichen, obwohl sie die Kollegen weit unter Tarif beschäftigten, sich mit Leiharbeit eine weitgehend rechtlose 'Verfügungsmasse' verschafften, die gewerkschaftliche Organisierung aus den Betrieben heraus halten wollten, nur die notwendigsten Umweltschutzmaßnahmen ergriffen, mit dem 'Solar Valley' einen regelrechten Hochsicherheitstrakt aus Angst vor Arbeiterkämpfen errichteten usw.

Die Kolleginnen und Kollegen der Q-Cells-Tochter Solibro (ebenfalls in Bitterfeld-Wolfen) haben dagegen letztes Jahr durch Streiks einen Q-Cells-Haustarif erkämpft. Zusammen mit den Kollegen von Chrystalox Solar, Sovello (1.200 Beschäftigte; Produktion sowohl von Wafern und Solarzellen als auch Solarmodulen; ehemals Q-Cells-Tochter, jetzt zum Finanzhai Ventizz gehörend) und einigen Handwerksbetrieben haben sie erst vor 14 Tagen die Arbeit niedergelegt und mit 11.000 Beteiligten in Berlin den Kampf gegen die Reduzierung der Solarförderung durch die Bundesregierung aufgenommen.

Es geht den Kolleginnen und Kollegen bei ihrem Wunsch nach Erhalt der staatlichen Solarförderung nicht um die Rettung der Milliardenprofite, die Q-Cells und andere Konzerne mit ihren 'Investoren' und 'Börsenspekulanten' auf Kosten der Beschäftigten und Steuerzahler in den letzten zehn Jahren heraus geholt haben. Die bisherigen Profiteure von Q-Cells lassen es sich weiter gut gehen.

Eine der Ursachen für den massiven Arbeitsplatzabbau in der Solarindustrie ist das europaweite Zurückfahren der Förderung von Solaranlagen. Dahinter stecken die Energiemonopole und die mit ihnen verbundenen Konzerne wie Siemens und Avira, die weiter auf fossile Verbrennung von Kohle, Öl und Gas in der Energieversorgung setzen. Unter den Solarherstellern ist ein gnadenloser Konkurrenzkampf um den Weltmarkt ausgebrochen. So fiel der einstige Weltmarktführer Q-Cell auf den zehnten Platz zurück.

Das 'Argument', es gäbe derzeit eine Überproduktion von Solarzellen, weil die chinesischen Konzerne als Billiganbieter den Weltmarkt überschwemmt hätten, zielt aber darauf, die Beschäftigten in den internationalen Solarwerken gegeneinander aus zuspielen. Eine tatsächliche 'Überproduktion' besteht im Weiterbetrieb der menschenverachtenden Atomanlagen und fossilen Verbrennungsanlagen!

Der Kampf der Solar-Kolleginnen und Kollegen um jeden ihrer Arbeits- und Ausbildungsplätze, um höhere Löhne und Gehälter und die Eindämmung der Leiharbeit ist deshalb mit dem Kampf gegen die Energiemonopole und die Bundesregierung verbunden. Das muss auch den Kampf um die weltweite Stilllegung aller Atomanlagen einschließen. Die Förderung erneuerbarer Energien und des Netzausbaus muss auf Kosten gerade dieser Konzerne gehen, die für den Profit die Einheit von Mensch und Natur unwiederbringlich zerstören. Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft!

Darum entfaltet sich die Diskussion unter den Belegschaften der Solarbranche und ihrer Zulieferer, sei es Mittel-, Klein- oder auch Handwerksbetriebe. Es geht hier um die Verteidigung der Arbeiterinteressen: Tausende von Arbeitsplätzen wären notwendig für die Umstellung auf erneuerbare Energien zum Schutz von Mensch und Natur!"