Umwelt

Japanische Anti-AKW-Bewegung fordert Gesundheitszentrum in Fukushima

Japanische Anti-AKW-Bewegung fordert Gesundheitszentrum in Fukushima
Am Jahrestag des Super-GAU versammelten sich an die 20.000 Menschen im Stadion von Fukushima zum Protest

09.04.12 - Das Eintreten für die weltweite Stilllegung aller Atomanlagen war auch ein Thema auf den heute zu Ende gegangenen Ostermärschen der Friedensbewegung ("rf-news" wird morgen mehr darüber berichten). In diesem Sinne wurden auch zahlreiche Unterschriften für das "Manifest" von ICOR und ILPS zum "Gedenken an das Desaster von Fukushima und zur Forderung nach der Beendigung der Nutzung von Atomenergie" gesammelt. In Japan forderten bereits am Jahrestag der Katastrophe Zehntausende Menschen, dass alle Atomkraftwerke auf Dauer abgeschaltet werden. In Tokio demonstrierten am 11. März rund 45.000 Menschen dafür und 20.000 versammelten sich im Stadion von Fukushima (siehe Foto).

Das "Internationale Arbeitersolidaritätskomitee" der japanischen Eisenbahnergewerkschaft "Doro-Chiba", die sich auch aktiv für die Abschaltung aller Atomkraftwerke weltweit einsetzt, erhebt zusammen mit anderen Initiativen und Aktivisten der japanischen Anti-AKW-Bewegung die Sofortforderung nach einem Gesundheitszentrum in Fukushima. In einem von ihr selbst auf deutsch übersetzten Solidaritätsaufruf heißt es dazu unter anderem:

"Bei den Kindern, die sich während der Havarie in der unmittelbaren Umgebung des Atomkraftwerkes aufhielten, wurde bereits Cäsium 134 und 137 im Urin nachgewiesen. Eine solche Strahlenbelastung gefährdet insbesondere bei Aufnahme in den Körper die Gesundheit schwerwiegend. Alle Kinder sollten sofort aus der verstrahlten Zone evakuiert werden.

Die japanische Regierung erkennt das Recht auf Evakuierung und Entschädigung der Menschen aus Fukushima jedoch nicht an. ... Um Druck auf die Regierung auszuüben, haben unzählige Mütter aus Fukushima das Ministerium für Erziehung und Wissenschaft aufgesucht und später einen Sitzstreik vor dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie begonnen. Gemeinsam mit ihren Unterstützern kämpfen sie für die Zukunft und das Leben ihrer Kinder. ...

Diejenigen, die gezwungen sind, weiter in Fukushima zu leben, haben aber den Super-GAU vor ihrer Tür und müssen sich täglich damit auseinandersetzen. Sie brauchen dringend eine Spezialklinik, um ihre Gesundheit zu schützen, wo sie gleichzeitig einen Ort der Zuflucht finden. ... Dekontaminierung kann den Müttern ihre Ängste nicht nehmen und in der Fukushima Medical University etwa werden die Kinder wie Versuchskaninchen behandelt.

Die Menschen in Fukushima brauchen einen Ort, wo sie ernst genommen werden ... Ein unabhängiges Gesundheitszentrum, wo sie jederzeit hingehen und um Rat fragen können, würde ihnen Sicherheit geben und Mut machen. ...

Mit den vereinten Kräften von japanischen Ärzten und medizinischen Institutionen und mit internationaler Solidarität können wir diese Vision realisieren. ... Sie soll gleichzeitig eine Stätte des Gedenkens werden, die uns mahnt: Alle AKWs abschalten und rückbauen, sofort! Für eine Welt ohne AKWs und Kernwaffen!

Dieser weltweite Solidaritätsaufruf richtet sich an alle, die unser Vorhaben finanziell oder anderswie unterstützen wollen."

Der Aufruf ist unterzeichnet von zahlreichen Anti-AKW-Aktivisten aus der Region Fukushima und japanischen Ärzten. Er kann vollständig hier gelesen bzw. heruntergeladen werden. Interessierte können sich an die Kontaktadresse des "Internationalen Arbeitersolidaritätskomitees" (IASK) von "Doro-Chiba" wenden: doro-chiba-international-de@auone.jp (weitere Infos zum "Manifest" von ICOR und ILPS unter www.icor.info).