Sozialismus
V.G. Childe vor 120 Jahren geboren - bedeutender Archäologe und Marxist
Köln (Korrespondenz), 14.04.12: Am 14. April 1892 wurde Vere Gordon Childe im australischen Sydney geboren. Schon in der Schule interessiert er sich für die Antike und liest auch begeistert die Werke von Marx und Engels. Im ersten Weltkrieg muss er aus Großbritannien flüchten, da ihn die Regierung wegen seiner antimilitaristischen Aktivitäten verfolgt. Anfang der 1920er Jahre beschließt er, sich wieder der Archäologie zu widmen.
Um die Vor- und Frühgeschichte Europas mithilfe des dialektischen und historischen Materialismus zu verstehen, unternimmt er eine mehrjährige Reise von der Quelle bis zur Mündung der Donau. Als Sprachgenie beherrscht er die Sprachen der Länder, die er durchquert und besucht viele Ausgrabungen und Museen. Als erster erkennt er in den jungsteinzeitlichen Donaukulturen urkommunistische Gesellschaften von "entschiedener Friedfertigkeit". Und er weist nach, dass im Nahen Osten eine "neolithische Revolution" entstand: die früheren Jäger und Sammler entwickelten eine sesshafte Lebensweise, schufen eine erste Landwirtschaft und domestizierten Tiere.
Childe erkennt weiter, dass die klassenlose neolithische Revolution sich über die Donau nach Europa verbreitete. Er entwirft ein einheitliches Bild des prähistorischen Europa und wird zu einem der bedeutendsten prähistorischen Forscher des 20. Jahrhunderts. In Skara Brae auf den rauhen schottischen Orkney-Inseln macht er sich an die Ausgrabung einer jungsteinzeitlichen Siedlung, damals eine Sensation.
Childe will für die Massen schreiben. Er verfasst populärwissenschaftliche Bücher, die in hoher Auflage verkauft werden. Er tritt aktiv gegen den Faschismus ein und kritisiert rassistische Tendenzen in der bürgerlichen Archäologie. Offen sympathisiert er mit der sozialistischen Sowjetunion und verwendet Stalin-Zitate in seinen Büchern. Das bringt ihm die Kritik bürgerlicher Archäologen ein.
1957 begeht Childe Suizid. Er hat sich nie vom sozialistischen Aufbau in der Sowjetunion distanziert, auch wenn bürgerliche Wissenschaftler ihm das immer wieder unterstellen ("Antike Welt", 4/2010). Er war einer von vielen fortschrittlichen Intellektuellen, die durch die unvergänglichen Erfolge des Sozialismus angezogen und in ihrer eigenen wissenschaftlichen Tätigkeit angeregt wurden.