Betrieb und Gewerkschaft

IGM-Tarifrunde: Kundgebungen und Warnstreiks

20.04.12 - In der Metallindustrie fanden weitere Warnstreiks und Aktionen statt. Schon am Donnerstag Morgen legten in Thüringen rund 1.500 Beschäftigte aus fünf Betrieben, darunter dem Siemens Generatorenwerk in Erfurt, für rund eine Stunde die Arbeit nieder. In Ostdeutschland gilt die bis zum 28. April dauernde so genannte "Friedenspflicht" der West-Tarifverträge nicht. Aber auch in Westdeutschland gab es Warnstreiks und Kundgebungen an Verhandlungsorten, z.B. in Köln.

In Schweinfurt gab es eine Großkundgebung der IG Metall. Ein Korrespondent berichtet von dort: "Auch zur dritten Verhandlungsrunde der bayrischen Metall-Tarifrunde haben rund 4.000 Kollegen wieder für ihre Forderungen demonstriert. Damit wurden die Teilnahmeerwartungen weit übertroffen. Trotz Friedenspflicht ließen es sich gerade die Kollegen der Schweinfurter Großbetriebe nicht nehmen, Flagge zu zeigen. Allein von SKF beteiligten sich nach Aussagen des Betriebsrats 1.800 Kollegen. Die Fertigung kam hier für zwei bis drei Stunden weitgehend zum Erliegen.

Gerade die Frage der Rechtmäßigkeit dieser Aktion wurde im Vorfeld intensiv diskutiert, deshalb war für viele die Teilnahme auch eine Abstimmung mit den Füßen, um der Forderung nach einem vollständigen und allseitigen gesetzlichen Streikrecht Nachdruck zu verleihen. Gerade die jungen Metaller und Auszubildenden prägten das Bild der kämpferischen Aktion. Aus den Großbetrieben beteiligten sich ganze Lehrwerkstätten. Sie machten mit vielfältigen Aktionen klar: Sie wollen die unbefristete Übernahme.

Die vom Arbeitgeberverband VBM vollmundig ankündigte 'deutliche Reallohnerhöhung' erwies sich als Luftnummer von ca. 2,57 Prozent (auf 12 Monate gerechnet) und wurde unter großem Beifall von IG-Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler zurecht als Provokation zurückgewiesen.

Kollegen aus der bayrischen Auto- und Zulieferindustrie warben für den 7. Internationalen Automobilarbeiterratschlag Mitte Mai in München. Angesichts der kämpferischen Stimmung unter den Kollegen können wir der weiteren Entwicklung der Tarifrunde gelassen entgegen sehen. Viele Kollegen fordern jetzt die schnelle Entfaltung der vollen gewerkschaftlichen Kampfkraft zur vollen Durchsetzung aller drei Forderungen."

Auch vom Jugendaktionstag in Böblingen erhielten wir eine Korrespondenz: "Ca. 300 bis 400 Jugendliche kämpften für eine Übernahme nach der Ausbildung. Aus ganz Baden-Württemberg kamen Jugendliche zur Kundgebung nachmittags vor die Kongresshalle in Böblingen, um mit lautstarkem Parolen ihr Anliegen vorzubringen.

Azubis von Bosch Stuttgart-Feuerbach hatten ein großes Transparent mit der Aufschrift: 'Einer der weltweit größten Automobilzuliefertanten Bosch – Profite in Milliardenhöhe – kein Interesse an der Zukunft der Jugend!' Aus Tübingen kamen Azubis von Siemens, die fragten: 'Warum nach der Lehre eine Probezeit?' Und die Azubis von Bosch Reutlingen haben sich mit einem Jugendvertrauenskörper richtig gewerkschaftlich organisiert und an der Demo teilgenommen. Nachdem die Mobilisierung seitens der Verwaltungsstelle in Stuttgart auf kleiner Flamme gehalten wurde, kamen auch keine Azubis vom größten Betrieb Daimler aus Sindelfingen und Stuttgart. Aber einige Vertrauensleute unterstützten den Kampf.

Dabei waren auch Kollegen, die es wichtig fanden, gegen die Zunahme der Leiharbeit etwas zu tun. Sie nahmen gerne die Werbung zum 7. Internationalen Automobilarbeiterratschlag. Solidaritätsunterschriften für einen Sindelfinger Vertrauensmann, der von Daimler eine Abmahnung wegen einer Pausenveranstaltung erhielt, wurden gerne gegeben. Die Jugendvertreter hoben in ihren Redebeiträgen die gute Einheit zwischen Jung und Alt hervor."